Christliche Gebete und Gedichte

1.
Gib mir, Gott, die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut,
Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.
Reinhold Niebuhr, 1934
2.
Herr,
mache mich zum Werkzeug Deines Friedens:
Dass ich Liebe bringe, wo man sich hasst.
Dass ich Versöhnung bringe, wo man sich kränkt.
Dass ich Einigkeit bringe, wo Zwietracht ist.
Dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel quält.
Dass ich die Wahrheit bringe, wo Irrtum herrscht.
Dass ich die Hoffnung bringe, wo Verzweiflung droht.
Dass ich die Freude bringe, wo Traurigkeit ist.
Dass ich das Licht bringe, wo die Finsternis waltet.

O Meister.
Hilf mir, dass ich nicht danach verlange:
Getröstet zu werden, sondern zu trösten.
Verstanden zu werden, sondern zu verstehen.
Geliebt zu werden, sondern zu lieben.

Denn:
Wer gibt, der empfängt.
Wer verzeiht, dem wird verziehen.
Wer stirbt, der wird zum ewigen Leben geboren.

Amen.
Franz von Assisi
3.
Ohne Liebe
Pflicht ohne Liebe
macht verdrießlich.
Verantwortung ohne Liebe
macht rücksichtslos.
Gerechtigkeit ohne Liebe
macht hart.
Wahrheit ohne Liebe
macht kritisch.
Erziehung ohne Liebe
macht widerspenstig.
Klugheit ohne Liebe
macht gerissen.
Freundlichkeit ohne Liebe
macht heuchlerisch.
Ordnung ohne Liebe
macht kleinlich
Sachkenntnis ohne Liebe
macht hochmütig.
Besitz ohne Liebe
macht geizig.
Glaube ohne Liebe
macht fanatisch.
4.
Der Unterschied zwischen Himmel und Hölle :
In beiden Fällen sieht man eine Gruppe von Menschen um einen Suppentopf sitzen, mit so langen Löffeln, dass sie niemand zum eigenen Mund führen kann. In der Hölle verhungern die Menschen, im Himmel beginnen sie, sich gegenseitig zu füttern und alle werden satt.
Jüdische Geschichte
5.
Mögen Sie alle mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnen;
mögen alle "Amen" sagen;
Mögen alle "Alleluja" singen;
mögen alle getauft werden,
in die Kirche eintreten, dicht gedrängt in der Kirche stehen -
der Unterschied zwischen den Kindern Gottes und
den Kindern des Teufels liegt einzig in der Liebe.
Wer die Liebe hat, ist aus Gott geboren;
wer sie nicht hat, ist nicht aus Gott geboren.
Ein großes Zeichen, ein großes Unterscheidungsmerkmal!
Habe, was immer du willst, - hast du diese eine nicht,
nützt es dir nichts; und wenn du anderes nicht hast,
so habe nur dies; und du hast das Gesetz erfüllt.
Denn "wer den Nächsten liebt, hat das Gesetz erfüllt...
Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes."

Jetzt "siehst" du Gott nur im Glauben, dereinst wirst du ihn schauend sehen. Und wenn wir schon lieben, was wir nicht sehen, wie werden wir erst jubelnd umfangen, was wir sehen! Aber wie müssen wir uns dafür üben? Durch die Bruderliebe. Du kannst mir sagen: " Ich habe Gott nicht gesehen"; kannst du mir etwa auch sagen: "Ich habe keinen Menschen gesehen" ? Liebe den Bruder! Wenn du den Bruder liebst, den du siehst, wirst du zugleich auch Gott sehen; denn du wirst die Liebe sehen, und in ihrem Innersten wohnt Gott.
Augustinus
6.
Beten ist gefährlich
Zugegeben, als freundliche Einladung, es wieder einmal mit dem Beten zu versuchen, habe ich diese Behauptung, die ich neulich gehört habe nicht gerade empfunden. Es drängt sich mir die Frage auf, von welcher Art ein Gebet wohl sein muss, damit es als "gefährlich" bezeichnet werden kann. Und da gibt es ja recht unterschiedliche Weisen zu beten.

Am weitesten verbreitet ist wohl die Vorstellung, Beten sei "sprechen zu Gott". Da ist gewiss etwas Wahres dran, wenn die gesprochenen Worte aus tiefstem Herzen kommen. Aber bei dieser Weise des Betens kann es auch geschehen, dass ich in einem riesigen Wortschall auf Gott einrede, mit dem Herzen aber ganz woanders bin. Mit meiner Fülle an Worten liege ich zwar Gott in den Ohren aber meine eigenen Ohren aber sind verschlossen und nicht auf Empfang gestellt.
Diese Beten, das als reines Lippenbekenntnis ein reiner Monolog ist, wird ohne verwandelnde Kraft für mein Leben bleiben, da ich diese Verwandlung auch überhaupt nicht begehre. Deshalb kann ein solches Gebet als völlig ungefährlich eingestuft werden.


Gefährlicher wird es schon, wenn das Gebet ein dialogisches Geschehen ist. Ich wende mich als betender Mensch an Gott, lasse aber auch zu, dass sich Gott mir zuwenden kann. Dieses Gebet gleicht dann einem Gespräch von Person zu Person, bei dem der eine wie der andere auch zum Hörenden wird.

Brandgefährlich aber wird es, wenn ich beim Beten ganz zum Hörenden, ganz Ohr werde. Schweigend verweile ich dann vor Gott und warte auf dessen Wort. Vertrauensvoll lege ich mein Leben in Gottes Hand und bringe damit mehr zum Ausdruck, als Worte je ausdrücken vermögen. Mit dieser Selbstauslieferung verlasse ich den Boden der Berechenbarkeit und Planbarkeit meines Lebens. Nichts lässt sich mehr mit Sicherheit im Voraus bestimmen, da ich mein Leben nicht mehr selbst in der Hand habe. Es ist zu einem Abenteuer der Liebe Gottes geworden. Wer es wagt, sich ganz auf dieses Abenteuer einzulassen, wird mit dem eigenen Leben Zeugnis dafür ablegen, dass das Beten in der Tat gefährlich ist.
Carmen Lenner, ev. Gemeindereferentin
7.
Achte auf deine Gedanken
denn sie werden deine Worte,
achte auf deine Worte,
denn sie werden deine Handlungen,
achte auf deine Handlungen,
denn sie werden deine Gewohnheiten,
achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.
Weisheit aus dem jüdischen Talmud
8.
Die Freude fängt genau in dem Moment an,
in dem du die Suche nach dem eigenen
Glück aufgibst und versuchst,
es anderen zu schenken.
Michel Quoist
9.
Das wäre schön
Ein bisschen mehr Freude und weniger Streit,
ein bisschen mehr Güte und weniger Neid,
ein bisschen mehr Wahrheit immerdar
und viel mehr Hilfe in Gefahr,
ein bisschen mehr "Wir" und weniger "Ich",
ein bisschen mehr Kraft - nicht so zimperlich,
und viel mehr Blumen während des Lebens,
denn auf den Gräbern sind sie vergebens
10.
Gleichnis vom Elefanten und den Blinden
Es waren einmal 5 Blinde, die noch nie in ihrem Leben etwas über einen Elefanten gehört hatten. Eines Tages sind diese 5 Blinden nach Afrika gereist, um einen Elefanten aus der Nähe zu betasten. Sie wollten sich ein Bild von ihm machen.

Nun ging es los: Einer fing an den Elefanten an seinen Bein zu betasten und er rief voller Ehrfurcht: Wow, so ein Elefant ist ein
absolut mächtiges und gewaltiges Tier. Ein Elefant ist wir eine große Säule.

Der zweite hatte den kleinen Schwanz von dem Elefant betastet und verfiel aber gar nicht in eine Ehrfurchtshaltung: Er sagte: Also ich finde, dass ein Elefant eher ein kleines Tier ist. Er gleicht einem beweglichen Pinsel.

Der dritte betastete den mächtigen Leib und widersprach: der Elefant ist wie eine Mauer!

Ein Vierter hatte den Rüssel des Elefanten zu packen. Dieser sagte ein wenig ängstlich. „Ich glaube der Elefant ist ein sehr gefährliches und hinterlistiges Tier. Er gleicht einer riesigen Schlange."

Ein Fünfter hatte eines der großen Ohren zu fassen gekriegt und sagte voller Freude: der Elefant muss ein sein nützliches Tier sein. Er ist wie ein Segel, den man an ein Segelschiff festmachen kann.

Fünf Blinde haben 5 unterschiedliche Vorstellungen von einem Elefanten, weil ein Elefant größer war als sie selber und auch größer als ihr Erfassungsvermögen.
11.
Nur Gottes Pläne führen zum Ziel
Gottes Führung fordert Stille,
wo man auf Sein Wort nicht lauscht,
wird des Ewigen Vaters Wille
mit der eigenen Wahl vertauscht.
"Alle unsere Menschenwerke
gehen überhaupt nicht gut,
Wenn man sie in eigener Stärke
Und nicht aus der Gnade tut"
Nikolaus Ludwig Graf von Zinsendorf
12.
Gottes Liebe zu den Menschen
Gott liebt dich. Du bist rebellisch, du betrügst,
du begehst Verbrechen, du bist selbstsüchtig,
du sündigst, aber Gott liebt dich. Er liebt dich
mit einer Intensität, die alles übersteigt, was ich
beschreiben könnte. Er liebt dich so sehr, dass er
seinen einzigen Sohn Jesus Christus gab und ihn am
Kreuz für dich sterben ließ. Das einzige, was Christus
dort am Kreuz hielt, war Liebe - nicht die Nägel.
Billy Graham
13.
Gott genügt
Lass dich nicht ängstigen - nichts dich
erschrecken. Alles geht vorüber,
Gott allein bleibt derselbe.
Alles erreicht der Geduldige,
und wer Gott hat, der hat alles.
Gott allein ist genug.
Theresa von Avila
14.
Gott, der Ursprung
Gott, der Ursprung und Vollender aller Dinge,
von dem Du kommst und auf den Du zugehst,
segne Dich, er heile Deinen Leib und Deine Seele,
gebe Dir Gedeihen und Wachstum,
und behüte Dich vor allen dunklen Gedanken.
Er sei Deine Zuflucht, wenn Dir angst ist.
Er lasse sein Angesicht leuchten über Dir,
wie die Sonne der Erde Wärme gibt
und Licht, allem, was lebt,
und sei Dir gnädig,
wenn Du leidest unter Schuld
und Versäumnis, und mache Dich frei.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich.
Er sehe Dein Leid und Deine Schmerzen,
er höre Deine Stimme und tröste Dich.
Er gebe Dir Frieden,
das Wohl des Leibes und das Heil der Seele
und die tiefe Ruhe in seiner Gegenwart.
Für diese Zeit und für immer - in Gott.
15.
Jesus liebt dich
Du kommst nicht im Leben an Jesus vorbei;
ob jetzt oder später, wie es auch sei;
ob vor Deinem Sterben, ob einst im Gericht;
wie Du Dich auch wendest,
vorbei kommst Du nicht!

Du kommst nicht im Leben an Jesus vorbei;
auch wenn Du gestorben,
auch dann bleibt´s dabei.
Du stehst wieder auf;
wie die Schrift es ausspricht,
Du musst Dich entscheiden,
vorbei kommst Du nicht!

Du kommst nicht im Leben an Jesus vorbei;
komm heute zu ihm, denn er macht Dich frei.
Verpasst Du den Anschluss,
dann kennt er Dich nicht;
darum komm noch heute,
vorbei kommst Du nicht.
Friedrich Hiller
16.
IMMER BESCHENKT
Ja - was nun? Ist das Glas halb voll, halb leer?
Du siehst die Leere, und dein Herz ist schwer.
Ich mach’ die Leere nun mit "H" zur Lehre:

SCHAU DURCH DIE LEERE DURCH, ALS WENN NICHTS WÄRE,
SIEH AUF DIE UNTRE HÄLFTE, AUF DEN WEIN
UND DANKE GOTT. VIEL GRUND ZUM FRÖHLICHSEIN!

Und freu dich im voraus - da kommt noch was:
in Gottes Ewigkeit das immer volle Glas!
Wolf Rahn
17.
Mein Gott,
ich begreife nicht,
warum nicht alle Menschen danach verlangen,
in einer besonderen Freundschaft
mit dir verbunden zu sein.
Gerade jene, die dir nicht nahe sind,
sollten zu dir gehen.
Würden sie zulassen,
dass du täglich auch nur 2 Stunden bei ihnen bist,
du würdest sie gut machen,
auch wenn sie nur zerstreut bei dir weilen könnten,
wie ich früher.
Theresa von Avila
18.
Schlicht marschieren
Kämpfe, und verschmerze mit treuem,
tapferem Herzen Wunden an Leib und Seele;
aber glaube nicht, dies sei das Schwerste!
Warten lernen und schlicht marschieren ,
das ist, durch den Geist erprobt, der Prüfstein dafür, ob
Er dir den Siegeslohn geben kann oder nicht.
Das stille, freundliche Ertragen der kleinen täglichen und stündlichen
Beschernisse, der feinen Nadelstiche im täglichen Leben, das willige,
treue Erfüllen der geringen immer wiederkehrenden Verrichtungen und
Obliegenheiten, für die einem niemand dankt, die niemand zu beachten
scheint, das sanfte Dulden und Hinnehmen von mancherlei Lasten,
Demütigungen und Unfreundlichkeiten von anderen, deren man sich nicht
erwehren kann, ohne das Gebot der Liebe zu verletzen: das heißt
schlicht marschieren und ist tausendfach schwerer als in großen Kämpfen
tapfer zu sein, wo alle Welt einen sieht und bewundert.
W. Griesinger
19.
Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen".
Margaret Fishback Powers
20.
Was Gott Dir schickt,
ist wohlgemeint,
das nimm getrost entgegen.
Nicht stets ist schlimm
was schlimm erscheint,
das Schlimmste ist oft Segen.
F.W. Weber
21.
Wer weiß...?
Ein alter Mann lebte zusammen mit seinem einzigen Sohn
auf einer kleinen Farm. Sie besaßen nur ein Pferd, mit dem sie
die Felder bestellen konnten und kamen gerade so über die Runden.
Eines Tages lief das Pferd davon. Die Leute im Dorf kamen zu
dem alten Mann und riefen "Oh, was für ein schreckliches Unglück!"
Der alte Mann erwiderte aber mit ruhiger Stimme:
"Wer weiß..., wer weiß schon, wozu es gut ist?"
Eine Woche später kam das Pferd zurück und führte eine ganze
Herde wunderschöner Wildpferde mit auf die Koppel. Wieder
kamen die Leute aus dem Dorf: "Was für ein unglaubliches Glück!"
Doch der alte Mann sagte wieder:
"Wer weiß..., wer weiß schon, wozu es gut ist?"
In der nächsten Woche machte sich der Sohn daran, eines der
wilden Pferde einzureiten. Er wurde aber abgeworfen und brach
sich ein Bein. Nun musste der alte Mann die Feldarbeit allein
bewältigen. Und die Leute aus dem Dorf sagten zu ihm:
"Was für ein schlimmes Unglück!"
Die Antwort des alten Mannes war wieder:
"Wer weiß..., wer weiß schon, wozu es gut ist?"
In den nächsten Tagen brach ein Krieg mit dem Nachbarland aus.
Die Soldaten der Armee kamen in das Dorf, um alle kriegsfähigen
Männer einzuziehen. Alle jungen Männer des Dorfes mussten an die
Front und viele von ihnen starben. Der Sohn des alten Mannes aber
konnte mit seinem gebrochenen Bein zu Hause bleiben.
"Wer weiß..., wer weiß, wozu es gut ist?"
22.
Eine einzige Aufgabe
Wir haben im Grunde in unserer Welt nur eine einzige Aufgabe:
unserem Nächsten eine hilfreiche Hand zu bieten,
sein Schicksal auf uns zu nehmen,
in der Not des anderen einzusteigen,
das fremde Leid auszutragen
und so das Leid der anderen zu überwinden.
Tun wir das,
so werden wir es zwar schwer haben in der Welt.
Aber wir werden glücklich sein.
Ladislaus Boros
23.
Tief in mir
Das Licht tief in mir
erfüllt mich mit Sinn.
Das Licht tief in mir
liebt mich so, wie ich bin.
Das Licht tief in mir
ist Antwort und Lohn.
Das Licht tief in mir
ist heilender Strom.

Die Kraft tief in mir
ist mächtig und gut.
Die Kraft tief in mir
gibt mir neuen Mut.
Die Kraft tief in mir
ist mein Sonnenschein.
Die Kraft tief in mir
lässt mich nie allein.

Der Sinn tief in mir
ist Ziel und Beginn.
Der Sinn tief in mir
schenkt Glück und Gewinn.
Der Sinn tief in mir
ist Wert und Gewicht.
Der Sinn tief in mir
erfüllt mich mit Licht.

All diese Gaben
hat Allmacht gegeben.
Bin dankbarer Teil
vom ewigen Leben.
So bleibe ich sicher,
geborgen und still,
und tue ganz ruhig,
was Gott von mir will.
Peter Wenzel
24.
Geduld
Wenn der Baum
geboren wird,
ist er nicht sofort groß.
Wenn er groß ist,
blüht er nicht sofort.
Wenn er blüht,
bringt er nicht sofort
Früchte hervor.
Wenn er Früchte
hervorbringt,
sind sie nicht sofort reif,
Wenn sie reif sind,
werden sie nicht sofort
gegessen.
Aegidius von Assisi
25.
Lebensrat
Im Leid nicht verzagen,
in Freuden nicht untergehn,
aber zu allen Zeiten
fest zu Jesus stehn!
Das Leid macht stark
und die Freude reich -
in beiden liebt Er
uns immer gleich!
Den rohen Stein bewundern wir,
doch Entzücken schafft erst
geschliffene Zier.
Das Schleifen schafft Leid und tut auch weh,
doch im Schmuckstück jeder den Meister erseh'!
Freya Gronister
26.
Ihr nennt MICH Retter - und lasst Euch retten nicht!
Ihr nennt MICH das Licht - und glaubt an MICH nicht!
Ihr nennt MICH den Weg - und geht ihn nicht!
Ihr nennt MICH das Leben - und begehret es nicht!
Ihr nennt MICH Meister - und folget MIR nicht!
Ihr nennt MICH herrlich - und liebet MICH nicht!
Ihr nennt MICH weise - und fraget MICH nicht!
Ihr nennt MICH HERR - und dienet MIR nicht!
Ihr nennt MICH allmächtig - und vertrauet MIR nicht!

Kenne ICH Euch einstens nicht - so wundert Euch nicht!
Spruch in Stein gemeißelt im Dom zu Lübeck
27.
Der Glaube ist kein Ruhn,
Der Glaube ist ein Tun,
Ist ausgestrahlter Wille,
Das Wirken in der Stille,
Die potenzierte Kraft,
Gesammelt, sonnenhaft.
Erweckend und belebend,
Mitreißend, göttlich gebend.

Denn Gott und Du sind eins
Im Brennpunkt Deines Seins.
Hella Zahrada
28.
Denk Du in mir, o Jesus,
dann denk ich licht und klar.

Sprich Du in mir, o Jesus,
dann sprech ich mild und wahr.

Wirk Du in mir, o Jesus,
gerecht ist dann mein Tun.

Heilige meine Arbeit,
und segne auch mein Ruhn.

Durchdring mein ganzes Wesen,
erfüll mein ganzes Sein,

dass man aus mir kann lesen,
die große Liebe Dein.
Theresa von Avila
29.
"Bitte"
Einen Strahl von Deinem Glanze
send, O Herr, in meine Seele,
dass ich Dich von Herzen liebe
und den Weg des Lebens wähle,
dass ich alles Böse hasse
und von Deiner Hand nicht lasse!
Sei Du meines Fußes Leuchte
in dem Dunkel dieser Tage!
Hilf, dass ich zu allen Zeiten
nur nach Deinem Willen frage,
dass ich schau in Himmelsklarheit
Deinen Weg und Deine Wahrheit!
O Du Sonne meines Herzens,
ewig möcht ich Dir anhangen.
Lass Dein Licht mir herrlich leuchten,
lass Dein Licht mich ganz umfangen,
dass ich stets, was ich auch treibe,
auf dem Himmelspfade bleibe.
Amen.
Walter Schröder
30.
Dornenwege
Wege voll Dornen, Gott lässt sie uns gehen,
und seine Gedanken wir oft nicht verstehen.
Doch brechen auf einmal die Rosen hervor!
Dann öffnet der Vater uns Kindern das Ohr,
dann hören wir deutlich, wie er zu uns spricht:
"Es war alles nur Liebe! Verstehst du mich nicht?

Die Dornen, sie schmerzen, Ich weiß es, mein Kind,
doch weiß Ich genau auch, wie nötig sie sind!
Sie dürfen nur wachsen, wenn Ich's haben will.
Im Leid dich zu segnen, Meine Absicht, Mein Ziel!
Ich möchte dich läutern und so dich erzieh'n,
dass du Mir kannst dienen. Das ist mein Bemüh'n.

Und hälst du Mir still, dann darfst du auch sehen,
das Rosen nur wachsen, wo Dornen schon stehen.
Oft heimlich verborgen, in Knospen gehüllt,
doch sind sie im Innern mit Duft schon gehüllt,
Auf einmal entfalten sie all ihre Pracht,
und Sonne dir leuchtet nach finsterer Nacht!"
31.
Der Engel der Freude
Echte Freude ist in unserer geschäftstüchtigen, nüchternen, computergesteuerten Zeit rar geworden.
Man kann sie nicht mit Geld kaufen, man muss sie empfinden. Wenn der Engel der Freude Dich berührt und Dir diese Gabe in Dein Herz legt, kann man ihn nur umarmen, wie man einen Freund oder eine Freundin umarmt, die einen glücklich macht.

Der Engel der Freude zeigt Dir Dinge, an denen Du achtlos vorübergegangen bist, sie waren selbstverständlich für Dich. Er schenkt Dir Freude über ein Stückchen blauen Himmel, über einen Sonnenstrahl oder einen Vogel, der in einem Baum sein Liedchen zwitschert. Er zeig Dir aber auch die Freude über etwas, was Du Dir vielleicht schon lange gewünscht hast oder über eine Gabe, die Deine Seele berührt, oder ein Wort der Liebe, das ein Herz findet, dem es gut tut.
Wenn Du die Freude annimmst, wird sie Dich glücklich machen, egal ob es sich um ein materielles Geschenk handelt, das Dir aus Liebe dargebracht wird, oder um etwas das Du Dir selbst schenken möchtest. Wenn wir echte, reine Freude empfinden, lächelt die Seele.

Der Engel der Freude ist aber auch scheu und verbirgt sich ganz schnell, wenn eine Emotion in Dir hochkommt, die das Zusammensein mit ihm stört. Er ist überaus vorsichtig, wenn er Dir das Geschenk der Freude anbietet. Wahre Freude ist immer etwas Wunderschönes und wenn Du sie empfinden kannst, hast Du mit dem Engel der Freude Verbindung aufgenommen. Aber er ist sehr empfindsam und zieht sich sofort zurück, wenn er erkennt, dass die Freude, die er Dir schenken will, in ein Herz fällt, das nicht aufnahmebereit ist. Denn --- die Freude ist ein kostbares Geschenk und gleicht einer zarten Pflanze, die gepflegt werden möchte, damit sie gedeihen kann.

Manchmal verbirgt sich der Engel der Freude, wenn er notgedrungen einen anderen Engel Platz machen muss, vielleicht dem Engel der Trauer oder dem der Dunkelheit. Dann scheint es, als habe er Dich verlassen. Aber wenn Du ihn dann auch lange nicht spürst, wenn Du glaubst, dass Dein Herz leer ist, er bleibt in Deiner Nähe und so wie sich nach jedem trüben Tag irgendwann einmal wieder die Sonne zeigt und durch die Wolken bricht, so wartet der Engel der Freude still und geduldig auf den Augenblick, wo Dein Herz ihn wieder erkennt und dankbar seine Begleitung annimmt. Beim allerersten Lichtstrahl, der Dein Herz berührt, versucht der Engel der Freude Dir Mut zu machen, Dich auf eine andere Bahn zu führen, durch die Trauer und die Dunkelheit hindurch, bis Du bereit bist, ihn wieder ganz in Dir aufzunehmen.

Freuen kann man sich nur mit dem Herzen, deshalb liebt der Engel der Freude die Fröhlichkeit, die Unbeschwertheit eines Kindes, die Heiterkeit eines Gemüts.
Manchmal ist Dir auch, als habest Du einen warmen Schein um Dich, Du siehst und spürst ein Leuchten, in Dir, neben Dir und über Dir und dieses Leuchten ist so stark, dass Du allen Menschen von diesem Licht etwas abgeben möchtest. Dann hat Dich der Engel der Freude berührt.
Und so wünsche ich Dir den Engel der Freude, damit er Dir zeigt, wie Du in seiner Liebe ruhen kannst.
Lilo P.
32.
Paracelsus über Ursachen und Wesen der Krankheit
1. Ihr wisset, dass alle Gesundheit und Krankheit von Gott kommt. Und merket denn wohl, dass Gott uns in unseren Krankheiten anzeiget, dass wir sehen sollen, dass all unser Sach' nichts ist und dass wir in keinen Dingen gut gegründet sind und die Wahrheit wissen, sondern dass wir in allen Dingen bresthaft sind und unser Können und Wissen nichts ist.

2. Aber Gott gibt zu unseren Krankheiten auch die Arznei! - Und das merket ferner, dass all unsere Krankheiten geheilt werden sollen in der Stunde der Zeit und nicht nach unserem Begehren und Willen. Den Zeitpunkt der Gesundheit aber weiß kein Arzt. Denn Gott hat ihn in Seiner Hand. Und es ist eine jegliche Krankheit ein Fegefeuer (Läuterungs-, Reinigungsfeuer). Darum mag kein Arzt gesund machen, es sei denn, dass von Gott dies Fegefeuer aus sei.

3. Da eine jegliche Krankheit ein Fegefeuer ist, soll ein Arzt wissen und gedenken, dass er sich nicht vermesse der Stunde der Gesundheit oder der Stunde seiner arzneilichen Wirkung. Denn dies stehet in Gottes Hand. Ist die göttliche Bestimmung nicht so, wie ihr Ärzte sie euch vorstellet, so macht ihr mit keiner Arznei den Kranken gesund. - Ist aber die Stunde der göttlichen Bestimmung da, so macht ihr den Kranken gesund.

4. Auch merket das: So euch ein Kranker zukommt, den euch Gott schickt, so wird er gesund durch eure Arznei. Wo er aber nicht gesund wird, so ist er auch nicht von Gott zu euch geschickt. Denn so die Zeit und Stunde der Erlösung da ist, dann schickt Gott den Kranken zum Arzt und vorher nicht.

5. Die unwissenden Ärzte sind Fegeteufel, von Gott zugesandt den Kranken. - Der wissende Arzt dagegen ist denen gesandt, über die Gott verhängte die Stunde der Gesundheit. - Auch sollt ihr merken, dass die göttliche Bestimmung nicht zurückgenommen wird, sei der Arzt so gut und günstig, wie er wolle. Die Stunde muss da sein für das Ende des Fegefeuers! Und wenn der Arzt zur Seligkeit und Gesundheit nicht von Gott zugeschickt wird, dem ist von Gott auch keine Gesundheit bestimmt.

6. Dieweil also Gott den Arzt zufügt den Kranken, bedenket, ob der Arzt durch seine Kunst etwas schafft oder nicht! - Es ist so: Gott hat geschaffen die Arznei über die Krankheiten und den Arzt dazu! Aber Er verhält es den Kranken so lang, bis die Zeit und Stunde kommt. Alsdann wird vollbracht der Gang der Natur und der Kunst - und vorher nicht!

7. Dass Gott Verursacher aller Krankheiten sei, das versteht also: Er, der geschaffen hat sowohl das, was uns nütze ist, hat auch geschaffen, was uns widerwärtig ist, darum dass wir unser Fegefeuer haben. Dieweil Er der ist, der uns die Krankheit geschaffen hat, so könnte Er dieselbe auch wieder von uns nehmen, ohne den Arzt, wenn die Zeit und Stunde da und ein Ende des Fegefeuers gekommen ist. Dass dies aber nicht geschieht, das merket also: Gott will nichts ohne den Menschen tun! - Tut Er Wunder, so tuet Er's den Mensch und durch Menschen, und macht Er wunderbarlich gesund, so tut Er auch das durch Menschen.

8. Dass aber zweierlei Ärzte sind, nämlich solche, die wunderbarlich heilen und andere, die durch Arznei heilen, das verstehet dadurch, dass in einem Wunder der Glaube wirkt. - Wo aber der Glaube nicht so stark, die Stunde des Fegefeuers aber aus ist, da vollbringt der Arzt (mit der Arznei) das Wunder, das Gott wunderbarlich täte, so der Glaube im Kranken wär'.

9. Wir sollen also glauben, dass alle unsere Krankheiten Flagellen (Geißeln) sind und Exempel und Anzeigung - und dass Gott uns dieselben hinwegnimmt durch unseren christlichen Glauben, nicht auf heidnische Weise durch die Arznei. - Der Kranke, der auf die bloße Arznei hofft, ist kein Christ. Der aber zu Gott sein Vertrauen setzt, der ist ein Christ. Er lässt daher Gott darum sorgen, wie Er ihn gesund mache, es sei wunderbarlich durch Heilige, durch eigene Kunst, durch Arzt oder alte Weiber.

10. Das sollt ihr Christen merken, dass Gott der Erzarzt ist! Er ist der Gewaltigste, ohne den nichts geschieht! - Die Heidnischen, die Ungläubigen, die schreien zu Menschen um Hilfe. Aber ihr sollt zu Gott schreien! - Er wird euch gar wohl zuschicken den Gesundmacher, es sei ein Heiliger oder ein Arzt oder - Er selbst.
Paracelsus
33.
"Und Gott sagte Nein"
Ich bat Gott, er möge mir meinen Stolz nehmen,
und Gott sagte: "NEIN."
Er sagte, es sei nicht an ihm, mir den Stolz zu nehmen,
sondern an mir, meinen Stolz abzulegen.

Ich bat Gott, er möge mein behindertes Kind gesund machen,
und Gott sagte: "NEIN."
Er sagte, der Geist des Kindes sei gesund,
der Körper sei doch vergänglich.

Ich bat Gott, er möge mir Geduld schenken,
und Gott sagte: "NEIN."
Er sagte, Geduld sei ein Nebenprodukt von Bedrängnis.
Geduld sei kein Geschenk, - sondern ein Verdienst.

Ich bat Gott, er möge mir Glück gewähren,
und Gott sagte: "NEIN."
Er sagte, er erteile Segen,
das mit dem Glück sei meine Sache.

Ich bat Gott, er möge mir Schmerzen ersparen,
und Gott sagte: "NEIN."
Er sagte, Leiden lenke den Menschen von weltlichen Interessen ab
und bringe ihn ihm näher.

Ich bat Gott, er möge meinen Geist wachsen lassen,
und Gott sagte: "NEIN."
Er sagte, ich müsse selber wachsen,
aber er wolle mich zurichten, damit ich Frucht bringe.

Ich bat Gott, er möge mir sagen, ob er mich liebe,
und Gott sagte: JA."
Er gab mir seinen einzigen Sohn, der für mich starb,
und ich werde eines Tages bei ihm sein, weil ich glaube.

Ich bat Gott, er möge mir helfen, andere so zu lieben, wie er mich liebt,
und Gott sagte: " Jetzt hast du es endlich begriffen. "
34.
Die sieben Geister Gottes
Sieben Geister Gottes dienen dir
an allen Erdentagen.
Sie folgen dir, sie schützen dich,
vor Unheil und vor Plagen.

Die LIEBE ist der erste Geist,
der größte in der Runde, -
mit ihr ist allzeit treu und fest,
BARMHERZIGKEIT im Bunde.

Der Lieb´ entspringt ein Zauberquell,
ein Licht, ein Wort, ein Schein.
Wo Liebe ist, wird auf der Stell´
auch WEISHEIT mit dir sein.

Wo Wissen wohnt, ist Weisheit nicht,
herrscht leerer Götzenkult,
die Weisheit ist ein wahres Licht -
sie lehrt uns die GEDULD.

Geduld heißt warten, ruhig sein,
Geduld heißt fest vertrau´n.
Geduld heißt hoffen - heißt allein
auf festen Grund zu bau´n.

Baust du mit Weisheit und Geduld
tritt Gottes Gnad´ dazu -
erweckt den WILLEN, tilgt die Schuld,
stärkt dich in süßer Ruh´.

Der Wille dann von ERNST erfüllt,
lässt kein Werk mehr vergeh´n .
Was fehlt zu Gottes Ebenbild
gar leicht kannst du es seh´n.

Fehlt ORDNUNG noch, die standhaft bleibt,
wenn in uns alles bebt.
Wenn alles liebt, wenn alles treibt,
sich Gott in uns erhebt.
Leopold Leder
35.
Die Macht der Liebe
Ich bete an die Macht der Liebe,
die sich in Jesus offenbart;
ich geb' mich hin dem freien Triebe,
wodurch auch ich geliebet ward;
ich will, anstatt an mich zu denken,
ins Meer der Liebe mich versenken.

Wie bist du mir so zart gewogen.
Und wie verlangt dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und tief gezogen
neigt sich mein Alles auch zu dir.
Du traute Liebe, gutes Wesen,
du hast mich und ich dich erlesen.

O Jesu, dass dein Name bliebe
im Grunde tief gedrücket ein;
möchte' deine süße jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein.
Im Wort, im Werk und allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.
Gerhard Tersteegen
36.
O wie lieb ich, Herr die deinen
O wie lieb ich, Herr, die deinen,
die dich suchen, die dich meinen;
o wie köstlich sind sie mir! Du weißt,
wie mich's oft erblicket,
die sich ganz ergeben dir.

Die in Kreuz und Leiden leben, stärke,
dass sie ganz ergeben ihre Seel in deine Hand;
lass sie dadurch werden kleiner
und von allen Schlacken reiner,
ganz und gar in dich gewandt.

Sonderlich gedenke derer, die es,
Herr, von mir begehren, dass ich für sie beten soll.
Auf dein Herz will ich sie legen,
gib du jedem solchen Segen,
wie es Not; du kennst sie wohl.

Teuer hast du uns erworben,
da du bist am Kreuz gestorben;
denke, Jesu, wir sind dein. Halt uns fest,
solang wir leben und in dieser Wüste schweben;
lass uns nimmermehr allein.
Gerhard Tersteegen
37.
Lass dir helfen!
Gebetsregeln:
1. Nimm dir täglich ein paar Minuten Zeit, um allein in der Stille zu sein. Entspanne Leib, Verstand und Herz!

2. Sprich mit Gott einfach und natürlich und erzähle ihm alles, was du auf dem Herzen hast. Du brauchst keine Formeln und fremde Redensarten zu benutzen. Sprich zu ihm in deinen eigenen Worten. Er versteht sie.

3. Übe dich im Gespräch mit Gott, wenn du bei deiner alltäglichen Arbeit bist. Mach deine Augen ein paar Sekunden lang zu, wo immer du bist, im Geschäft, im Bus, am Schreibtisch.

4. Berufe dich auf die Tatsache, dass Gott bei dir ist und dir hilft. Du sollst Gott nicht immer bestürmen und um seinen Segen bitten, sondern vielmehr von der Tatsache ausgehen, dass er dich segnen will.

5. Bete in der Überzeugung, dass deine Gebete sofort über Land und Meer hinweg die, die du lieb hast, schützen und sie auch mit Gottes Liebe umgeben.

6. Wenn du betest, sollst du positive und nicht negative Gedanken haben.

7. Immer sollst du in deinem Gebet feststellen,
dass du bereit bist, Gottes Willen anzunehmen, wie er auch sein mag.

8. Lege beim beten einfach alles in Gottes Hand. Bitte um Kraft, dein Bestes zu können, und überlasse das Übrige vertrauensvoll Gott.

9. Sprich ein Wort der Fürbitte für die, die dich nicht mögen oder dich schlecht behandelt haben. Das wird dir außerordentlich Kraft geben.

10. Täglich sollst du irgendwann einmal ein Gebet für dein Land sprechen und um die Erhaltung des Friedens bitten.

Die einfachste Anweisung lautet: Rede mit Gott so, als ob er hier im Stuhl vor dir säße, als ob er eben ins Zimmer getreten wäre und sagte: Was willst du, dass ich dir tun soll?
Dr. Bovert, Züricher Nervenarzt
38.
Kopf ohne Herz macht böses Blut;
Herz ohne Kopf tut auch nicht gut.
Wo Glück und Segen soll gedeih'n,
Muss Kopf und Herz beisammen sein.
Friedrich von Bodenstedt, Die Lieder des Mirza-Schaffy
39.
Willst du glücklich sein im Leben,
trage bei zu andrer Glück;
denn die Freude, die wir geben,
kehrt ins eig'ne Herz zurück.
40.
Handle einfach, konzentriere dich nur auf dein Werk, lass andere Gedanken und Gefühle keinen Raum. Befreie deine Handlung von äußeren Umständen wie Zuschauer und Leistungsdruck. Denke beim Arbeiten nicht an den Lohn. Sei natürlich und spontan und halte die augenblickliche Tätigkeit für das wichtigste in deinem Leben.
41.
Das schönste Gedicht !
Sag morgens mir ein gutes Wort
bevor du gehst von Hause fort,
es kann soviel am Tag geschehen,
wer weiß ob wir uns wieder sehen.
Sag lieb ein Wort zur guten Nacht,
wer weiß ob man noch Früh erwacht.

Das Leben ist so schnell vorbei
und dann ist es nicht einerlei,
was du zuletzt zu mir gesagt,
was du zuletzt mich hast gefragt.
Drum lass ein liebes Wort das letzte sein.
Bedenk: Das letzte könnt für immer sein!
42.
Am Kreuz kommt keiner vorbei
Am Kreuz kommt keiner vorbei,
an den vielen den Feldern und Wegen,
errichtet der Dankbarkeit wegen,
als Trost in der Not, uns zum Segen.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
mag mancher lästern und scherzen
voll Zorn und Missmut im Herzen
das Leben birgt Glück und birgt Schmerzen.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
auch wenn wir's verstecken, verschweigen
selbst wenn wir es fliehen und meiden
wir reifen oft mehr noch durch Leiden.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
keiner war jemals davon ausgenommen
woher wir auch immer kommen,
oft trifft's grad die Guten und Frommen.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
nicht Ansehn, nicht Geld und nicht Macht
haben jemals es fertig gebracht,
dass einer im Leben nur lacht.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
und mögen wir uns drehen und winden,
wir werden das Leben nur finden,
wenn wir uns im Teilen verbünden.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
und keiner kann sich's ersparen
sei's in frühen oder späteren Jahren
im Kreuz wird das Leben erfahren.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
und niemand kann es abwehren,
nicht abwerfen nur noch erschweren,
wenn wir nicht Mittragen lernen.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
ein Zeichen auch unseres Lebens,
ein Baum des Reifens und Segens,
denn ER starb für uns - und nicht vergebens.

Am Kreuz kommt keiner vorbei,
wo immer wir es verehren,
soll's die Hoffnung auf Leben vermehren,
selbst der Tod kann es uns nicht verwehren.
Martin Seidenschwang
43.
BeSINNung
Alle Menschen fragen und suchen.
Sie fühlen sich ausgesetzt in ein Leben,
das angesichts von Leid und Tod scheinbar
sinnlos ist. Uns geht es nicht anders.
Herr erhöre uns!

Wir leben mit der Botschaft vom Leben.
Dieses Geschenk Gottes kann uns Antwort sein.
Der Widersinn des Leidens und Sterbens Jesu
Christi ermöglicht uns Lebenssinn über den Tod
hinaus. Möge dieser Glaube uns lebenslang tragen.
Christus, erhöre uns!

Wir glauben nicht allein.
Gemeinsam sind wir Menschen auf dem Weg.
Umwege, Irrwege, Sackgassen werden uns nicht
erspart bleiben. Aber wir vertrauen auf die helfende
Hand Gottes, die den Menschen nicht verlässt,
auch nicht im Sterben und im Tod. So wissen wir
uns verpflichtet, den Sinn des Lebens immer neu zu
entdecken und das Leben selbst immer neu zu
wagen.
Werner Schaube
44.
Und wenn die Nacht kommt
und der Rückblick zeigt,
dass alles Stückwerk war
und vieles ungetan geblieben ist,
wenn so manches tiefe
Beschämung und Reue weckt:
dann alles nehmen,
wie es ist,
in Gottes Hände legen
und ihm überlassen.
So wird man in ihm ruhen können,
wirklich ruhen
und den neuen Tag
wie ein neues Leben beginnen.
Edith Stein
45.
Gegen die Resignation
Warte nicht
bis du die Welt verändern kannst,
warte nicht
auf diesen großen Tag;
ändre heut,
was du heute schon verändern kannst,
heute und morgen, Tag für Tag.
Heute und morgen, Stein auf Stein,
spiel dich auf Gottes Zukunft ein,
heute, morgen, übermorgen,
eins und zwei und drei,
wird unsre alte Erde neu.

Sage nicht,
dass du im Augenblick nichts machen kannst,
sage nicht,
dazu bin ich zu schwach;
mache anders,
was du heute anders machen kannst,
heute und morgen, Tag für Tag.
Heute und morgen, Stein auf Stein,
spiel dich auf Gottes Zukunft ein ...

Schau dich um
und sieh die Welt,
die Menschen grau in grau,
schau dich um
und spür die Traurigkeit;
schon ein wenig Farbe
bricht die Tyrannei des Grau,
bringt Hoffnung
in die Einsamkeit.
Heute und morgen, Stein auf Stein,
spiel dich auf Gottes Zukunft ein,
aus Polen
46.
CHRISTUS hat nur unsere Hände
um Seine Arbeit heute zu tun.

Er hat nur unsere Füße,
um Menschen auf Seinen Weg zu führen.

Christus hat nur unsere Lippen,
um den Menschen von Sich zu erzählen.

Er hat nur unsere Hilfe,
um Menschen an Seine Seite zu bringen.

Wir sind die einzige Bibel,
welche die Menschen heute noch lesen.

Wir sind Gottes letzte Botschaft,
in Taten und Worten geschrieben.

Und wenn die Schrift gefälscht ist,
nicht gelesen werden kann?

Wenn unsere Hände mit anderen Dingen
beschäftigt sind als mit den Seinen?

Wenn unsere Füße dahin gehen,
wohin die Sünde zeiht?

Wenn unsere Lippen sprechen,
was Er verwerfen würde?

Erwarten wir, Ihm dienen zu können,
ohne Ihm nachzufolgen?
aus dem 14.Jahrhundert
47.
Jesus in der Heiligen Schrift
Immer muß ich wieder lesen
In dem alten, heil'gen Buch,
Wie der Herr so gut gewesen,
Ohne List und ohne Trug.
Wie er hieß die Kindlein kommen,
Liebend hat auf sie geblickt
Und in seinen Arm genommen
Und an seine Brust gedrückt.
Wie er helfendes Erbarmen
Allen Kranken gern bewies
Und die Niedern und die Armen
Seine lieben Brüder hieß.
Wie er keinem Sünder wehrte,
Der mit Reue zu ihm kam,
Wie er huldvoll ihn belehrte,
Ihm den Tod vom Herzen nahm.
Immer muß ich wieder lesen,
Les’ und weine mich nicht satt,
Wie der Herr so treu gewesen,
Wie er uns geliebet hat.
Hat die Herde mild geleitet,
Die sein Vater ihm verliehn;
Hat die Arme ausgebreitet,
Alle an sein Herz zu ziehn.
Laß mich knien zu deinen Füßen,
Herr, die Liebe bricht mein Herz!
Laß in Tränen mich zerfließen,
Mich vergehn in Wonn’ und Schmerz!
Luise Hensel
48.
Schiff des Segens
Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein' höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.

Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.

Der Anker haft' auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.

Zu Betlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren:
Gelobet muss es sein.

Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel.

Danach mit ihm auch sterben
und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben,
wie an ihm ist geschehn.

Maria, Gottes Mustter,
gelobet musst du sein.
Jesus ist unser Bruder,
das liebe Kindelein.
Elsaß, 15. Jahrhundert
49.
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken
Matthäus 11,28
50.
Wenn du recht schwer betrübt bist,
dass du meinst, kein Mensch auf der Welt
könnte dich trösten, so tue jemand etwas Gutes,
und gleich wird es besser sein.
Peter Rosegger
51.
Unruhig
ist unser Herz,
bis es ruht
in Dir.
Augustinus
52.
So wie der Weihrauch einer Kohle Leben erfrischt,
so erfrischt das Gebet die Hoffnungen des Herzens.
Goethe, Aus Makariens Archiv
53.
Gott verspricht
eine sichere Landung,
aber keine ruhige Reise
aus Grossbritannien
54.
Gib deinem Schmerz Worte.
Harm, der nicht spricht,
erstickt das volle Herz und macht es brechen.
Friedrich von Schiller
55.
Getrost! Was krumm, ward oft noch g’rad.
Oft über Nacht kam guter Rat.
Eduard Mörike
56.
Der Engel der Trauer
Wenn der Engel der Trauer dich besucht hat, wird es lange dunkel um dich sein. Du nimmst zwar alles wahr, was um dich herum vorgeht, aber nur mit den Augen, nicht mit dem Herzen. Der Engel der Trauer kann dir deinen Schmerz nicht nehmen, doch er will dir Trost sein, dich tragen, stützen und halten.
Du wirst Freundschaft mit ihm schließen, denn allein an seine Schultern kannst du dich lehnen. Er wird versuchen dir Halt zu geben und nach langer, langer Zeit wirdst du bemerken, daß die Erinnerung vergoldet und schöner ist als das Erleben selber, daß das Leben noch einige schöne Seiten hat, für die dein Herz noch geöffnet werden muss.
Vertraue dem Engel, das ist die schönste Belohnung für ihn, denn er liebt dich und weicht nicht von deiner Seite, so lange du ihn brauchst. Es nützt nichts, sich gegen ihn zu stellen oder vor ihm wegzulaufen, er holt dich immer wieder ein. Und würde er weggehen, wäre ja auch die Liebe nicht mehr da, um die du trauerst.
Du musst mit ihm leben, doch seine Besuche werden mit der Zeit seltener. Ganz wird er nie aus deinem Leben verschwinden, seine Gegenwart erinnert an das Licht das du verloren hast und dennoch tief im Herzen trägst. Die Trauer ist das letzte Geschenk, das wir einem Menschen geben können, der von uns gegangen ist. Diese Liebe wird immer in deinem Herzen bleiben, auch wenn der Engel der Trauer dich längst losgelassen hat, nicht ganz, er hält sich still und bescheiden im Hintergrund, um liebevoll darauf zu warten, gebraucht zu werden.
Und das ist gut so, denn das was du verloren hast, hat ja auch einen Teil deiner Seele mit sich genommen. So lange der Engel der Trauer in deiner Nähe ist, bleibt auch die Liebe zu dem, was du so schmerzlich vermisst. Die Trauer muss man durchleben, man muss durch sie hindurch, man kann nicht aussen herum oder darüber hinwegkommen. Selbst wenn der Engel der Trauer losgelassen hat ist er noch da --- aber seine Gegenwart tut nicht mehr so weh. ---
Lilo Patenge
57.
Unterm Kreuz habe ich mehr gelernt,
als in 1000 Büchern.
Thomas von Aquin
58.
Dein Wille, Herr geschehe!
Verdunkelt schweigt das Land,
Im Zug der Wetter sehe
Ich schauernd Deine Hand.
O mit uns Sündern gehe
Erbarmend ins Gericht!
Ich beug im tiefsten Wehe
Zum Staub mein Angesicht,
Dein Wille, Herr, geschehe!
Joseph von Eichendorff
59.
Wie kann ich eine goldene Krone tragen,
wenn der Herr eine Dornenkrone trägt!
Elisabeth von Thüringen
60.
Heimweh der Seele
Wir sind fremd in ird'scher Hülle,
unsre Heimat ist im Licht,
und ein Funke seiner Fülle
glüht in uns in Sturm und Stille,
der von heißer Sehnsucht spricht.

Ewig trägt die Seele Sehnen
nach dem Land, wo sie zu Haus;
muss sich fremd auf Erden wähnen,
schaut in Dunkel und in Tränen
oft nach ihrem Ursprung aus -

bis sie fallen sieht die Schranke,
die sie von der Heimat trennt;
als erfüllter Gottgedanke,
der nun frei zur Höh' sich ranke,
sich und auch das Licht erkennt.
Hanni Kubesch
61.
Hephata
Mein teures Kind, was zögerst du,
an meine Brust zu kommen?
Du denkst, dort finden ja nur Ruh
die Guten und die Frommen!

Zu diesen magst du zählen nicht
dein Herz, so wie es ist.
Darum dein Mund voll Zagen spricht:
"Erbarm Dich, Jesu Christ!

Erbarme Dich, mein Herr und Gott!
Nur dies ich kann erflehn.
Du kennst ja meine große Not
und weißt, wie mir geschehn!"

Ja, Kind, Ich weiß, was dir gebricht,
dir mangelt nicht nur Brot,
dir mangelt selbst der Augen Licht,
und groß ist deine Not.

Doch wenn die Not am größten ist,
dann ist die Hilfe nah.
Und der sie bringt, heißt Jesus Christ.
Er spricht sein "Hephata"

Ja, tu Ihm auf, Mein Kind dein Herz,
Dem, der dich retten will!
Wirf dich mit deinem Seelenschmerz
in Meine Lichtesfüll'!

Tauch tief in Meine Gnadenflut
die ganze Seele ein!
Dann ist nicht nur dein Schaden gut,
dann bin Ich völlig dein!

Und du bist Mein - Was kann da noch
mit Kummer dich erfüllen?
Du wirst fortan Mein sanftes Joch
gern tragen, Kind, im stillen.

Du weißt ja, wer es auferlegt,
nicht um dich streng zu ketten.
Der dich samt deinem Kreuze trägt,
der will dich ja nur retten.

Und alles, was Er dir getan,
das Lichte und das Trübe,
denk stets mit heißem Dank daran,
das ist nur - SEINE LIEBE!
Ida Kling
62.
Hier hast Du meine beiden Hände
Hier hast Du meine beiden Hände,
ich kann ja nichts aus eig'ner Kraft;
Du weißt den Weg, du weißt das Ende,
bring Du mich durch die Fremdlingschaft!

Ach, leite mich mit Deinen Augen
auf jedem Schritt im dunklen Tal!
Wie gar nichts meine Kräfte taugen,
ich fühl' es täglich tausendmal.

Ich müsste ja vor Angst verzagen
wüßt ich nicht, dass Du mit mir gehst,
dass Deine Schultern für mich tragen,
und dass im Kampf Du bei mir stehst.

Ich bitte nur, dass bis zum Ende
Du mich in dein Erbarmen hüllst;
hier hast Du meine beiden Hände:
nun mache mit mir, was Du willst.
63.
Ich bat Gott um Kraft, um etwas zu leisten.
Ich wurde schwach, damit ich Demut lerne.

Ich bat um Gesundheit, um Großes zu tun.
Ich erhielt Krankheit, damit ich Besseres tue.

Ich bat um Reichtum, um Gutes tun zu können
und erhielt Armut, um weise zu werden.

Ich bat um Macht, um allen Menschen zu helfen,
doch ich erhielt Schwäche,
damit ich Gottes Hilfe suche und erlebe.

Ich erhielt nichts, was ich erbat,
und doch viel mehr , als ich erhofft hatte.
64.
Ist das nichts ?
Du bist jung und du sagst: es gibt nichts, was dich hält!
Gar nichts, was sich lohnen würd' auf dieser Welt!
Und du sagst: du siehst wirklich in Nichts einen Sinn.
und dann - dann wirfst du alles hin!

Ist das nichts, dass du suchst, dass du zweifelst und fragst?
Ist das nichts, dass du traurig warst und wieder lachst?
Ist das nichts, dass du sagen kannst: ich esse mich satt,
während irgendwo Jemand kein Reiskorn mehr hat!
Ist das nichts, dass du helfen kannst, wenn du nur willst?
Ist das nichts, dass du Sehnsucht nach irgendwas fühlst?
Dass du lebst, wo die Freiheit ein Wort nicht nur ist,
ist das nichts, ist das nichts, ist das wirklich nichts?
Hör mir zu, meinst du nicht, du es wär endlich Zeit,
für ein wenig Dankbarkeit!

Du verkriechst dich und sagst, du siehst nirgends ein Ziel,
schau dich um auf der Welt: auf dich wartet so viel!
Es gibt Menschen, die würden gern tauschen mit dir,
darum wisse: es liegt viel auch an dir!

Ist das nichts, dass du weißt, wo du schläfst heute Nacht,
ist das nichts, wenn ich sag, ich hab' an dich gedacht.
Ist das nichts, dass du ahnst, dass es irgendwen gibt,
an den du nicht glaubst und Der trotzdem dich liebt!
Ist das nichts, dass ein Mensch dir verzeiht und vertraut,
dass du lebst, wo die Freiheit ein Wort nicht nur ist.
Ist das nichts, ist das nichts, ist das wirklich nichts?
Hör mir zu, meinst du nicht, du es wär endlich Zeit,
für ein wenig Dankbarkeit!

Du fühlst dich verletzt, wenn deine Meinung nicht zählt,
es zählt nur dein Ego, nur Macht und nur Geld!
Die Blumen am Wege interessieren dich nicht,
du wandelst im Dunkel und spürst nicht das Licht!

Ist das nichts, wenn's am Abend nach Hause dich drängt,
ist das nichts, wenn deine Frau dich mit Liebe empfängt.
Ist das nichts, wenn Kinderlachen dir fröhlich erklingt.
Und ein Vogelpaar vor deiner Haustüte singt?
Ist das nichts, wenn du reden kannst, wie's dir gefällt.
Ist das nichts, wenn dein Nachbar auch Freund zu dir ist.
Ist das nichts, ist das nichts, ist das wirklich nichts?
Hör mir zu, meinst du nicht, du es wär endlich Zeit,
für ein wenig D a n k b a r k e i t !!!
65.
Meine tägliche Bitte!
Herr, diese Gnade möcht' ich mir erflehen,
als allergrößtes, allerschönstes Glück:
Lehr' mich, die Menschen liebend zu verstehen,
an ihren Leiden schärfe meinen Blick.

Lass mich erraten, lass mich tief empfinden
das Leid, das eine andere Seele trägt,
und lass mich stets ein Wort des Trostes finden,
das lindernd sich auf jede Wunde legt.

O gib, dass ich für anderer Schuld und Fehle
nur Mitleid habe, gütiges Verzeihen,
und hilf mir jede Regung meiner Seele
zu einer wahren Liebestat zu weihen.

Ja, lass mich Deine Himmelströstung bringen
zu allen, die in Nacht und Elend sind,
und lass mich jede Finsternis durchdringen,
dass ich für sie den Weg zum Himmel find'.

O hilf mir, liebend zu umfangen,
mach' an Erbarmen überreich mein Herz,
und lass mein eigen Sehnen und Verlangen
mich stets vergessen über fremdem Schmerz.
66.
Sinn des Lebens
Wer das Ziel nicht sieht,
Schwermütig seines Weges zieht -
sein Leben wird zum Übeltal:
kein Sonnenlicht, nur Angst und Qual.

Doch wenn des Lebens Sinn aufgeht,
als neuer Mensch vom Grab aufsteht.
Was vorher trüb und sinnlos war,
nun ist es wolkenlos und klar.

Die Last des Lebens plötzlich weicht,
sie wird erträglicher und leicht.
Ich weiß, dass es den Heiland gibt,
der mich - mehr als ein Mensch hier - liebt.

Bei ihm bin ich mit allen Sorgen,
in Sicherheit und wohlgeborgen.
Nimmt er mein Leben in die Hände,
kann ich getrost sein bis ans Ende;

Denn seine Liebe will nur dies:
mein 'Rückkehr in das Paradies.
Das Leben ist hier Probezeit,
der Weg oft anstrengend und weit.

Bewahre dich, kauf' aus die Zeit,
es folgt als Lohn die Ewigkeit.
Wie schnell verrinnen Zeit und Leben,
die Gott als Werkzeug dir gegeben.

Sie sind zu kostbar, wirf nichts weg,
dann bist du auf dem rechten Weg,
zum Ziel, denn Gottes Reich besteht,
auch wenn die Erdenwelt vergeht.
67.
Strebe behutsam danach, glücklich zu sein
Gehe ruhig und gelassen durch Lärm und Hast und sei des Friedens eingedenk, den die Stille bergen kann.

Stehe, soweit das ohne Selbstaufgabe möglich ist, in freundlicher Beziehung zu allen Menschen.

Äußere deine Wahrheit ruhig und klar und höre anderen ruhig zu, auch den Geistlosen und Unwissenden; auch sie haben ihre Geschichte.

Meide laute und aggressive Menschen, sie sind eine Qual für den Geist.

Wenn du dich mit anderen vergleichst, könntest du bitter werden und dir nichtig vorkommen, denn immer wird es jemand geben, größer oder geringer als du.

Freue dich deiner eigenen Leistungen wie auch deiner Pläne.

Bleibeweiter an deinem Weg interessiert, wie bescheiden auch immer; er ist ein echter Besitz im wechselndem Glück der Zeiten.

In deinen geschäftlichen Angelegenheiten lasse Vorsicht walten; denn die Welt ist voller Betrug.

Aber nichts soll dich blind machen gegen gleichermaßen vorhandene Rechtschaffenheit.

Sei du selbst, vor allen Dingen heuchle keine Zuneigung, noch sei zynisch was die Liebe betrifft; denn auch im Augenblick aller Dürre und Enttäuschung ist sie doch immerwährend wie Gras.

Ertrage freundlich und gelassen den Ratschluss der Jahr, gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf.

Stärke die Kraft des Geistes, damit sie dich in plötzlich hereinbrechendem Unglück schütze. Aber erschöpfe dich nicht mit Phantasien.

Viele Ängste kommen aus Ermüdung und Einsamkeit.

Neben einer heilsamen Selbstdisziplin sei freundlich mit dir selbst.

Du bist ein Kind Gottes, du hast ein Recht hier zu sein.

Und, ob es dir bewusst ist oder nicht, es besteht kein Zweifel, das Universum entfaltet sich wie vorgesehen.

Darum lebe in Frieden mit Gott, was für eine Vorstellung du auch immer von ihm hast.

Was auch immer deine Arbeit und dein Sehnen ist, erhalte dir den Frieden mit deiner Seele in der lärmenden Wirrnis des Lebens.

Mit all der Schande, der Plackerei und den zerbrochenen Träumen ist es dennoch eine schöne Welt.

Strebe behutsam danach, glücklich zu sein.
St.Pauls-Kirche in Baltimore (1694)
68.
Wasser
Wasser ist völlig widerstandslos und überwindet doch den stärksten Widerstand.

Wie immer die Gestalt eines Gefäßes auch sein mag, das Wasser passt sich dieser Form an. Und doch formt nichts anderes so intensiv, wie das Wasser. Denn es war das Wasser, das den Kontinenten die Form gab.

Wasser arbeitet, aber es strengt sich niemals an. Es kann eine Mühle antreiben, oder eine Stadt erleuchten, aber es wird niemals müde.

Wasser ist farblos, aber was ist ein Regenbogen anderes als Wasser.

Wasser ist geschmacklos, aber ohne Wasser würde nichts schmecken.

Wasser lehrt uns Demut, denn es sammelt sich stets am niedrigsten Punkt und doch beugt sich selbst der Mächtigste zu ihm herab, um zu trinken.

Herr, lass mich sein wie das Wasser ist. So formbar und so formend - und so demütig.
69.
Golgatha
Die Hammerschläge dröhnen. Die Schergen schaffen's stolz.
Kein Jammern und kein Stöhnen - nur blutbesprengtes Holz!
Da kommt ein großes Fragen in der Entmenschten Blick:
Warum kommt hier kein Klagen, warum kein Fluch zurück!?

Nichts als ein tiefes Trauern, ein liebendes Verzeihn!
Das macht die Knechte schauern, sie schlagen zager drein, -
Und bald steht aufgerichtet ein Denkmal unerhört!
Hat Gott hier nach der Hölle, die Höll nach Gott begehrt? -

Weh, weh, die Himmel weichen! Das Licht hat sich verhüllt!
Die Schergen, sie erbleichen. Der Erde Abgrund brüllt.
Und Jesus, der Erhöhte, hebt sterbend das Gesicht
in heiligem Gebete "Acht ihnen diese Sünde nicht!"

Rings fasst sie ein Entsetzen, sie blicken starr empor.
Da dringt ein Schrei, ein Jubel so sieghaft an ihr Ohr,
als wie ein Welterlösen: "Es ist vollbracht! Vollbracht!"
- Mensch! Das ist Gott gewesen! - Welt! Was hast du gemacht?!
Maria Lutz - Weitmann
70.
Von allen Seiten umgibst Du mich ...
Himmlische Grüße
Rings mich umschweben;
Göttliches Weben,
Still ahne ich Dich.
Wo meine Füße
auch immer schreiten:
Von allen Seiten
Umgibst Du mich.

Selig geborgen,
Immer, ohn' Ende
Halten die Hände
Des Heilandes mich,
Die heut' und morgen
Mich stark geleiten:
Von allen Seiten
Umgibst Du mich.
Fritz Woike
71.
Hingabe
Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
und was Du willst, das will auch ich.
Was dir gefällt, ist lieb auch mir,
und nichts ergötzt mich außer dir.
Führ' Du mich, Herr, ganz wie du willst,
Wenn nur den einen Wunsch Du stillst:
dass keine Macht, kein Erdenbann
mich je mehr von Dir trennen kann.

Mein Jesus, ich will nichts als Dich,
hier und im Himmel ewiglich.
Denn was den Himmel 'Himmel' macht,
das bist mir Du, nicht seine Pracht.
72.
Er hilft auch weiter
Bis hierher hat mich Gott gebracht
mit starken Vaterhänden,
was morgen kommt, es sorgt mich nicht,
ich könnt's ja doch nicht wenden.
Ich stelle alles ihm anbei,
vertraue seinem Namen.
Bis hierher hat mich Gott gebracht,
Er hilft auch weiter. Amen.
73.
Der Widerhall vom Gotteswort
Hör ich von meinem Vater reden,
wird mir's in meinem Herzen wohl,
so macht der Ton von einem jeden
gesprochnen Gotteswort mich voll.
Spricht nur ein Mensch von Gottes Liebe,
ist mir's, als spräch' der Herr zu mir,
es weicht, was mich macht ernst und trübe,
hör ich die Gottesstimme hier.
Spricht nur ein Mensch von Gottes Liebe,
ist mir's, als spräch' der Herr zu mir.

Hör ich zu meinem Vater beten,
genieße ich des Bruders Geist,
wie er in aller Angst und Nöten
mich durchs Gebet zum Vater weist.
Drum ein Gebet voll Gottvertrauen
ist eine Sprache meines Herrn;
mir ist's als führt durch Himmelsauen
mich Seiner Liebe holder Stern.
Drum, ein Gebet voll Gottvertrauen
ist eine Sprache meines Herrn.

Hör ich von meinem Vater singen,
tut sich in mir der Himmel auf,
da Menschwort ich hör erklingen
im Gottesgeistes-Siegeslauf.
Was wirkt der Ton aus reinem Herzen,
verflochten mit dem Gotteswort?
Mir ist's, als nähm er alle Schmerzen
durch seine Wunderkraft mit fort.
So wirkt der Ton durch reine Herzen
verflochten mit dem Gotteswort!

Drum, hör ich reden oder singen
von meinem Herrn, an jedem Ort
fühl ich es durch mein Herze dringen,
als spräch der Herr Sein eigen Wort!
Mir ist's, als wär die Kindersprache
ein Widerhall, was Jesus lehrt,
damit sich niemand je beklage,
dass seinen Herrn er nie gehört.
Mir ist's als wär die Kindersprache
ein Widerhall, was Jesus lehrt.

Wie ist das Wort vom Vater herrlich,
so wie man einst es schon vernahm.
als Er, für uns selbst unerklärlich,
als Mensch auf diese Erde kam,
Mir ist's, als seh in Seinem Worte
ich eine Saat, die Er gestreut,
als ging der Herr von Ort zu Orte,
zu suchen, wer ihm Frucht jetzt beut.
Mir ist's, als seh in Seinem Worte
ich eine Saat, die er gestreut.

Einst klang das Gotteswort als Samen,
durchs Kind klingt's jetzt zurück als Frucht!
O selig, selig alle Namen,
die Er als Kinder hat gebucht!
Drum ist der Mensch Sang und Sprache,
wenn sie verbunden mit dem Herrn,
für unsern Vater, dass ich's sage:
"Sein eignes Wort, - ein neuer Stern!"
Dies ist der Menschen Sang und Sprache,
wenn sie verbunden mit dem Herrn.
Otto Hillig
74.
Was ich wollte, liegt zerschlagen,
Herr, ich lasse je das Klagen,
und das Herz ist still.
Nun aber gib auch Kraft zu tragen,
was ich nicht will!
Joseph von Eichendorff
75.
Beharrlichkeit
Gib mir, o Gott
Verstand, der dich erkennt,
Eifer, der dich sucht,
Weisheit, die dich findet,
einen Wandel, der dir gefällt,
Beharrlichkeit, die dich glaubend erwartet,
Vertrauen, das dich am Ende umfängt.
Thomas von Aquin
76.
Sehnsucht
Dies wird die letzte Trän nicht sein,
die glühend herzauf quillet,
das mit unsäglich neuer Pein
sich schmerzverzehrend stillet.

O lass doch immer hier und dort
mich ewig Liebe fühlen;
und möcht der Schmerz auch also fort
durch Nerv und Adern wühlen!

Könnt ich doch ausgefüllt einmal
von Dir, o Ew'ger werden -
ach, diese lange, tiefe Qual
wie dauert die auf Erden!
Johann Wolfgang von Goethe
77.
Selig sind,...
Selig sind, die da geistlich arm sind;
denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden.

Selig sind die Sanftmütigen;
denn sie werden das Erdreich besitzen.

Selig sind, die da hungert und dürstet
nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.

Selig sind die Barmherzigen;
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Selig sind, die reinen Herzens sind;
denn sie werden Gott schauen.

Selig sind die Friedfertigen;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit
willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn euch die
Menschen um meinetwillen schmähen
und verfolgen und reden allerlei
Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.
Mathäus 5, 2 -11
78.
Im Atemholen
Im Atemholen
sind zweierlei Gnaden:
die Luft einziehn,
sich ihrer entladen;
jenes bedrängt, dieses erfrischt:
so wunderbar
ist das Leben gemischt.
Du danke Gott,
wenn er dich presst,
und danke ihm,
wenn er dich wieder entlässt.
Johann Wolfgang von Goethe
79.
In den Augen aller Menschen
wohnt ein unstillbares Begehren.
In den Pupillen der Menschen aller Rassen,
in den Blicken der Kinder und Greise,
der Mütter und liebenden Frauen,
in den Augen des Polizisten und des Angestellten,
des Abenteurers und des Mörders,
der Revolutionärs und des Diktators
und in denen des Heiligen:
in allen wohnt der gleiche Funke unstillbaren
Verlangens, das gleiche heimliche Feuer,
der gleiche unendliche Durst nach Glück
und Freude und Besitz ohne Ende.
Dieser Durst, den alle Menschen spüren,
ist die Liebe zu Gott.
Gott ist die Heimat aller Menschen.
Er ist unsere einzige Sehnsucht.
Gott ist im Innersten aller Kreaturen
verborgen und ruft uns.
Ernesto Cardenal
80.
Lass mich dienen ohne Aufdringlichkeit,
lass mich anderen helfen, ohne sie zu demütigen.
Mach mich mit dem Boden vertraut und allem,
was niedrig ist und unansehnlich,
dass ich mich kümmere, um was sich niemand kümmert,
und lehre mich warten, zuhören und schweigen.
Mach mich klein und so arm, dass auch
andere mir helfen können. Schick mich auf den Weg in diese Welt.
Huub Oosterhuis
81.
Ich brauche jemanden nur zu sehen -
und schon weiß ich über ihn Bescheid.
Ich brauche mit jemanden nur ein paar Worte zu wechseln -
und schon weiß ich, mit wem ich es zu tun habe.
Ich brauche über jemanden nur dieses oder jenes zu hören -
und schon weiß ich, was für ein Mensch er ist.
Mein Gott,
es ist erschreckend,
wie schnell ich jemanden zu kennen glaube -
und wie lange es dauert,
bis ich mein voreiliges Urteil ändere.
Petrus Celeen
82.
Die ein gutes Leben beginnen wollen,
die sollen es machen wie einer,
der einen Kreis zieht.
Hat er den Mittelpunkt des Kreises
richtig angesetzt und steht der fest,
so wird die Kreislinie gut
Das soll heißen:
Der Mensch lerne zuerst,
dass sein Herz fest bleibe in Gott,
so wird er auch beständig werden
in allen seinen Werken.
Meister Eckehardt
83.
Das Licht ist in die Welt gekommen.
jeder muss sich entscheiden,
ob er im Licht der Nächstenliebe
oder im Dunkel der Eigensucht
leben will.
Danach werden wir beurteilt.
Die wichtigste und dringlichste Frage
lautet daher:
Was hast Du
für andere getan?
Martin Luther King
84.
Ich bin berufen,
etwas zu tun oder zu sein,
wofür kein anderer berufen ist.
Ich habe eine Platz
in Gottes Plan auf Gottes Erde,
den kein anderer hat
Ob ich reich bin oder arm,
verachtet oder geehrt bei den Menschen,
Gott kennt mich
und ruft mich
bei meinem Namen
John Henry Newman
85.
Trägt der Metallspiegel Rostflecken,
dann kann keiner sein Gesicht darin entdecken.
Genauso kann der Mensch Gott nicht schauen,
wenn die Sünde in ihm ist.
Zeige darum dich selbst,
ob du kein Ehebrecher und Hurer,
kein Dieb, Räuber und Plünderer,
kein Kinderschänder seist,
ob du nicht frevelhaft, lästerlich, zornig,
neidisch, prahlerisch, stolz,
streitsüchtig und geizig seist,
ob du nicht den Eltern ungehorsam bist
oder deine Kinder verkaufst.
All das bewirkt für dich Finsternis.
Wie auch Schmutz im Auge macht,
dass du das Sonnenlicht nicht mehr sehen kannst.
Theophilos von Antiochien
86.
Ihr nennt mich
Ihr nennt mich Meister, so fraget mich doch.
Ihr nennt mich Licht, so seht mich doch.
Ihr nennt mich Weg, so folgt mir doch.
Ihr nennt mich Leben, so sucht mich doch.
Ihr heißt mich weise, so glaubt mir doch.
Ihr heißt mich schön, so liebt mich doch.
Ihr heißt mich reich, so bittet mich doch.
Ihr heißt mich ewig, so traut mir doch.
Ihr heißt mich barmherzig, so hoffet doch.
Ihr heißt mich allmächtig, so dienet mir doch.
Ihr heißt mich gerecht, so fürchtet mich doch.
Ihr heißt mich die Liebe, so folgt der Bahn:
Denn wenn Ihr mich liebt, so habt ihr alles getan.
Lübecker Christusklagen
87.
Nehmen wir den Fall an: Ein Mensch kann
nicht mehr beten, denkt auch nicht mehr
ans Gebet, so dass es scheint, es wäre alles
aus. Aber einerseits, wenn er sich
danach sehnt zu beten, es aber nicht kann
und das in seinem Herzen schmerzlich
empfindet, dann ist gerade diese Plage
und Angst wegen seines völligen
Unvermögens ein Gebet. Denn er betet ja
gerade damit, dass er klagt, er könne es
nicht und dass ihm dieses Unvermögen
innerlich weh tut: Gerade damit betet er am
heftigsten. Und das ist das unaussprechliche
Seufzen des Heiligen Geistes, von dem der
Römerbrief spricht.
Johann Arndt
88.
Wir müssen
miteinander selig werden.
Wir müssen
miteinander zu Gott gelangen,
miteinander vor ihn hintreten.
Wir sollen nicht
- einer ohne den anderen -
dem guten Gott begegnen.
Was würde er wohl sagen,
wenn wir - einer ohne den anderen -
zurückkehrten ?
Charles Peguy
89.
Es ist nicht nur gerecht,
sondern auch nützlich für uns,
dass Gott zum Teil verborgen,
zum Teil enthüllt ist,
da es für die Menschen gleich gefährlich ist,
Gott zu kennen,
ohne von ihrem Elend zu wissen,
wie von ihrem Elend zu wissen,
ohne Gott zu kennen.
Blaise Pascal
90.
Ich habe allein mit der Gegenwart zu tun.
Gott wird für die Zukunft sorgen.
Die wichtigste Zeit ist das Jetzt;
der wichtigste Mensch ist der Nächste,
mit dem ich jetzt spreche,
die wichtigste Tat ist, dem Nächsten,
mit dem ich jetzt spreche, Gutes zu tun.
Leo Tolstoi
91.
Der Weg durch die Wüste ist kein Umweg:
Wer nicht das Leere erlitt, bändigt auch nicht die Fülle;
wer nie die Straße verlor, würdigt den Wegweiser nicht
Friedrich Schwanecke
92.
Ihr Großen,
empfangt die Augen eines Kindes,
um das Leben anders zu sehen
empfangt den Traum eines Kindes
nach dem verlorenen Paradies
empfangt das Lachen eines Kindes
und seine Freude an den kleinen Dingen
empfangt das Herz eines Kindes,
um an die Liebe der Menschen zu glauben.
Phil Bosmans
93.
Ich habe in meinem Leben viele kluge und
gute Bücher gelesen. Aber ich habe in
ihnen allen nichts gefunden, was mein
Herz so still und froh gemacht hätte, wie
die vier Worte aus dem 23. Psalm:
"Du bist bei mir"
Immanuel Kant
94.
Nicht nur der lichte Tag, auch die Nacht
hat ihre Wunder. Es gibt Blumen, die nur in
der Wildnis gedeihen, Sterne die nur am
Horizont der Wüste erscheinen. Es gibt
Erfahrungen der göttlichen Liebe, die uns
nur in der äußersten Verlassenheit, ja am
Rande der Verzweiflung geschenkt werden.
Gertrud von le Fort
95.
Das Hohelied der Liebe
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen
redete und hätte die Liebe nicht,
so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste
alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte
allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte,
und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe
und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die
Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

Die Liebe ist langmütig und freundlich,
die Liebe eifert nicht,
die Liebe treibt nicht Mutwillen,
sie bläht sich nicht auf,
sie verhält sich nicht ungehörig,
sie sucht nicht das Ihre,
sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht zu,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit,
sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles,
sie glaubt alles,
sie hofft alles,
sie duldet alles.

Die Liebe hört niemals auf, wo doch das
prophetische Reden aufhören wird und das
Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis
aufhören wird.

Denn unser Wissen ist Stückwerk,
und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.
Wenn aber kommen wird das Vollkommene,
so wird das Stückwerk aufhören.

Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind
und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind;
als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was
kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel
ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu
Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber
werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe,
diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Korinther 13
96.
Die edelste Art
Erkenntnis zu gewinnen

ist die durch
Nachdenken und Überlegung.

Die Einfachste Art
ist die durch Nachahmung:

Und die bitterste Art
ist die durch Erfahrung.
97.
Ehre den Herrn
nicht Im Haus der Kirche
mit seidenen Gewändern,
während Du ihn Draußen übersiehst,
wo er unter Kälte und Blöße leidet.
Was nützt es,
wenn der Tisch Christi
mit goldenen Kelchen überladen ist,
er selbst aber
vor Hunger zugrunde geht?
Sättige zuerst ihn, der hungert;
dann erst schmücke seinen Tisch
von dem, was übrig ist.
Kirchenlehrer Chrysostomos
98.
Erst wenn der letzte Baum gerodet,
Der letzte Fluss vergiftet,
Der letzte Fisch gefangen ist,
Werdet ihr feststellen,
Dass man Geld nicht essen kann.
Indianisches Sprichwort
99.
Sind so kleine Hände winzig Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füße mit so kleinen Zehn.
Darf man nie drauf treten, könn sie sonst nicht gehen.

Sind so kleine Ohren scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.

Sind so schöne Münder sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.

Sind so klare Augen, die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden, könn sie nichts verstehn.

Sind so kleine Seelen offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen, gehen kaputt dabei.

Ist son kleines Rückgrat sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.

Grade, klare Menschen wärn ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat haben wir schon zuviel
Bettina Wegner
100.
Für Geld kriegt man alles! -
So sagt man - aber das ist nicht wahr.
Man kann Essen kaufen, aber nicht Appetit.
Arzneimittel, aber nicht Gesundheit.
Wissen, aber nicht Klugheit.
Glanz, aber nicht Schönheit.
Spaß, aber nicht Freude.
Bekannte, aber nicht Freunde.
Diener, aber nicht Treue.
Die Schale lässt sich kaufen,
aber nicht der Kern!
Arne Garborg
101.
Kerzen wollen wir sein,
doch unsere Flamme ist schwarz.
Lichter, doch wir beleuchten uns selbst.
Als Salz sind wir schal geworden,
steinhart als Brot,
verwässert als Wein.
Unsere Stirnen sind beschrieben
mit Tausenden Sorgen,
doch gelöscht sind die Gebete,
die Tafel im Herzen ist leer.
Herr, erbarme dich!
Georg Bydlinski
102.
Grenzen engen ein. Grenzen ziehen wir uns oft selber.
Grenzen werden uns von anderen und von unseren eigenen Anlagen und Fähigkeiten her gezogen.

Wir bauen Mauern um uns, die uns schützen sollen, die uns aber zugleich auch einsperren.

Grenzen und Mauern lassen oft nur eine kurze Sichtweite zu. Wir sehen nur noch das Vordergründige, nicht mehr die ganze Wirklichkeit.

Gott, wir sehnen uns so sehr nach Weite und Wärme, nach Heimat und Geborgenheit, nach Vertrauen und Nähe.

Schenke uns ein Herz, das frei ist von aller Angst und jedem Druck; das weit ist und Raum hat für dich, für die Menschen, für deine Schöpfung.

Schenke uns ein Herz in dem Weite und Wärme, Heimat und Geborgenheit, Vertrauen und Nähe Platz finden.

Gott, wir vertrauen dir all unsere Sehnsucht an. Unter deinem liebenden Blick verwandelst du sie in Segen und Heil Du lässt uns nicht allein; denn du bist in jedem Augenblick unseres Lebens bei uns.

Und dafür danken wir dir.
103.
Jesus richte mein Beginnen,
Jesus bleibe stets bei mir,
Jesus zäume mir die Sinnen,
Jesus sein nur mein Begier,
Jesus sei mir in Gedanken,
Jesus lasse mich nie wanken!
Johann Rist
104.
Glauben
Früher habe ich an ihn geglaubt.
Später im Leben dann vergessen.
Heute war ich ihm sehr nah.
Erinnerte mich an seine Kraft.
Saß in der Kirche, letzte Reihe.
Habe stumm mit ihm geredet.
Bat ihn um einen einfacheren Weg.
Erflehte Liebe und Geborgenheit.
Ersuchte um Verständnis und Wärme.
Erhoffte auf Vertrauen und glücklich sein...
...für den Menschen, der neben mir saß.
Damaris Wieser
105.
Bevor der Frühling richtig schön wird, ist er hässlich, nichts als Dreck und Matsch.
Aber dann verwandelt sich die Natur, wird bunt und üppig.
Dafür sorgt der Humus im Boden.
Er entsteht durch Zersetzung abgestorbener Materie, er gibt den Pflanzen Nahrung.
Mir gefällt, dass das Wort Humus verwandt ist mit humilis, lateinisch für demütig.
Ist es nicht so, dass demütigende Ereignisse in unserem Leben, die uns beschmutzen,
uns in den Dreck ziehen, oft den fruchtbaren Boden bilden für Neues, Schönes?
Parker J. Palmer
106.
Du musst nicht gehen ein noch aus.
Die Quelle hast du selbst im Haus,
die dich kann ewig laben.
Ich lass dich fahren Kreatur!
In meinen Grund ich kehre nur,
da ich Gott selbst kann haben.
Gerhard Tersteegen
107.
Wo Gott zu finden ist
Gott ist ein stiller Geist, der überall zugegen;
Drum, wer ihm nahen will, darf sich nicht viel bewegen;
Verlier, was bildlich ist, und brauch nicht viel Gewalt,
Kehr sanft in stillen Geist: Ich weiß, du findst ihn bald.
Gerhard Tersteegen
108.
Kraft von oben
Ein kleiner Junge bemühte sich, einen schweren Stein wegzuheben, aber er vermochte es nicht. Da ging gerade sein Vater vorüber. Er blieb stehen und beobachtete den Kleinen. Schließlich sprach er:
"Bedienst du dich auch all deiner Kräfte?" "Natürlich", antwortete gereizt der Junge. "Nein", sagte der Vater, "du tust es nicht, denn du hast mich nicht gebeten, dir zu helfen."
J. Keller
109.
Lass blind mich,
Herr,
die Wege gehn, die Dein sind!
Will Deine Führung nicht verstehn,
bin ja Dein Kind.
Bist Vater der Weisheit, auch Vater mir,
führst durch Nacht Du auch,
führst doch zu Dir.
Herr, lass geschehn
was Du willst, ich bin bereit!
Auch wenn Du nie mein Leben stillst
in dieser Zeit.
Bist ja Herr der Zeit:
Das Wann ist Dein -
Du ewiges Jetzt, einst wird es mein.
Edith Stein
110.
Von guten Mächten treu und still umgeben
behütet und getröstet wunderbar, -
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr;
noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das Du uns geschaffen hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann woll'n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Dietrich Bonhoeffer
111.
Tagesweihe
Ich leg in Deine guten Vaterhände,
was Du an Sorgen schickst, an Freuden schenkst.
Ich weihe Dir die Meinen, die ich liebe,
damit Du gnädig ihre Wege lenkst.

Ich weihe Dir die Menschen, die mir nah stehn
und schließe die Verlassenen mit ein.
Ich weihe Dir die Arbeit, die ich leiste,
lass sie gesegnet und erfolgreich sein.

Ich weihe Dir die Bürde, die Du auflegst,
gib, dass ich dennoch Deine Liebe seh.
Ich weih Dir die Gefahren der Versuchung,
verleihe mir die Kraft, dass ich ihr widersteh.

Ich weihe Dir mein Herz und was es einschließt;
ich weihe Dir mein Wollen, gut zu sein.
Komm, mächt'ger Vater, gib mir Deinen Segen,
bleib bei mir, hilf mir, lass mich nicht allein.
112.
O mein Herr und mein Gott
nimm alles von mir
was mich hindert zu dir!

O mein Herr und mein Gott
gib alles mir
was mich fördert zu dir!

O mein Herr und mein Gott
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir!

Amen.
Nikolaus von Flüe
113.
Ich habe die ganze Welt auf der
Suche nach Gott durchwandelt
und Ihn nirgends angetroffen.

Müde und erschöpft wieder zuhause
angekommen sah ich ihn an
der Tür meines Herzens stehen

Und er sprach:
Hier warte ich auf Dich,
schon seit Ewigkeiten

Da bin ich mit ihm ins Haus gegangen
114.
Die Demut
Im schwachen Menschen ist Gott mächtig,
weil in der Demut liegt die Kraft,
was du gewirkt im Leben täglich,
hat Liebe wohl zuerst geschafft.
Doch an der Demut kannst du ranken
empor zum wahren Gotteskind,
wenn deine Werke und Gedanken
in Demut erst geboren sind.

Wenn deine Schwäche dir muss dienen,
dass deine Mängel sie dir zeigt,
so kannst durch sie du viel gewinnen,
wenn's Herz dadurch zur Demut neigt!
Doch gibt's noch tiefres Demutsleben,
gleich wie der Gottheit Spiegelbild,
das ist dem Schwachen nur gegeben,
in dessen Herz als Kraft es quillt.

Das Zentrum Gottes steht dir offen,
die ganze Schöpfung ist enthüllt,
wenn du in demutsvollem Hoffen
des Vaters Willen hast erfüllt.
Der Vater lässt dich alles schauen,
Er teilt die Herrschaft dann mit dir.
Du Gotteskind auf Himmelsauen,
Die Gottheit findet sich - in dir!
Otto Hillig
115.
... und halte still
Mein Kind, in ernster Stunde
ruf Ich dir mahnend zu
mit treuem Gottesmunde:
Such' in Mir deine Ruh!
Mag auch die Welt erbeben
und gar in Trümmer gehn,
es soll der aus Mir leben,
der treu zu Mir wird stehn.

Es werden Lebensfluten
dann strömen durch dein Herz.
Die Macht aus allem Guten
siegt über Not und Schmerz.
Dich werden Engel leiten
durchs dichte Kampfgewühl.
Drum in den schwersten Zeiten:
Lieb' Mich und halte still!
Otto Hillig
116.
10 Gebote zur Gesundheit
Jähzorn macht das Herz müde.
Drum sei weder jähzornig noch
aufbrausend, sondern übe Geduld.

Herrschsucht führt zu Atemnot
und Asthma. Drum sei nicht
immer der erste, sondern füge Dich
den Wünschen des anderen.

Neid stört die Tätigkeit der Galle
und Leber. Drum denke an die,
die weniger haben als Du.

Geiz verkrampft die Gedärme und
Egoismus den Magen. Drum sei
freigebig und gib den Ärmeren.

Eifersucht bildet Schlacken in
Muskeln und Gelenken, macht
die Haut unrein und stört das
Zellwachstum. Drum sei bescheiden
und trete zurück.

Angst und Unruhe belasten Niere
und Blase. Drum trage Deine Last
ruhig, sie ist nie größer, als Du
tragen kannst, und vertraue auf Gott.

Faulheit macht träge. Drum sei tätig
und fleißig und halte Maß in Essen
und trinken.

Du musst Dich also selbst überwinden
und damit hast Du den Weg aus der
Krankheit zur Gesundheit gefunden.
Damit hast Du Deine Lebensaufgabe
erfüllt und bist frei, welches ist die
wirkliche Freiheit. Die Krankheit ist ein
Zeichen, dass Dein Weg oder der Deiner
Vorfahren nicht richtig war. Glaube an
Jesus Christus, und er wird Dir helfen,
zu überwinden. Hilf Deinem Nächsten
und Gott ist Dein Freund im Himmel
und auf Erden.
Paracelsus
117.
Wir brauchen Menschen
Wir brauchen Menschen voll Kraft und Mut,
Menschen, geläutert in heiliger Glut,
trutzig wie Helden in Kampf und Streit,
still und geduldig in Not und Leid.

Wir brauchen Menschen wie Bergluft klar,
die bis ins Innerste treu und wahr,
Menschen, in deren Augen das Licht
des offenen Himmels sich strahlend bricht.

Wir brauchen Menschen, an Gott gebunden,
die unter dem Kreuze sich selbst überwinden;
Sonnenmenschen, die wortlos segnen,
in deren Wesen wir Gott begegnen.

Wir brauchen Menschen von großem Lieben
in tiefster Demut zum Dienst getrieben;
Menschen, die glaubend alles wagen,
betende Menschen, von Gott getragen.

Wo sind die Menschen, hör ich dich fragen.
Nun Seele, lass dir dies eine sagen:
Nur Einer war vollkommen auf Erden -
Und alle anderen - sind noch im Werden.

Blick nicht um dich, sondern in dich hinein
du sollst selbst einer von denen sein,
die in die Quellen des Lebens tauchen; -
ein Mensch zu werden - wie wir ihn brauchen!
118.
Veredle dein sein
Halte dich frei von Gedanken der Schwäche, der Mutlosigkeit und der Furcht vor dem Leben, der Umwelt oder der Zukunft! Bejahe dich selbst, vertraue der Lebenskraft aus Christus in dir ! Blicke auf das Licht und Gute, ohne dabei das "Dunkle" in und außer dir zu übersehen, bleibe positiv und bewahre Gelassenheit! je mehr du Herr oder Frau deiner selbst bist, desto sicherer wirst du auch
deines Lebens Herr und Frau.

Lege eine Sache, von der du überzeugt bist, dass sie dem Guten dient, nicht aus der Hand, wenn sie fehlschlägt! Verloren ist es nur, wenn du resignierst. Besiegt ist nur, wer sich selbst verurteilt und verdammt. Dem Lebensmeister ist Misserfolg wie Erfolg Ansporn zu weiteren Aufstieg. Was dich nicht umbrachte, das hat dich stärker gemacht.

Warte nicht auf fremde Hilfe oder günstige Gelegenheiten, sondern hilf dir selbst und schaffe dir deine günstigen Gelegenheiten! Richte dich nicht nach fremder Meinung, sondern nach deinem Gewissen, steh auf eigenen Füssen, folge dem inneren Wort und dem inneren Licht!

Bejahe und liebe dein Schicksal und Glückseligkeit wird in dir Auferstehung feiern! Dann werden auch die dunklen Tage deines Lebens hell. Scheue nicht die Verantwortung, denn mit der Größe der Aufgabe wächst die Kraft.

Bedenke, dass du ein Kind des Schöpfers bist und somit die Vollendung in dir trägst. Bejahe deshalb
die Macht des Geistes über den Stoff, der Seele über den Körper! Verlange vor dir im Inneren Grosses, ohne hochmütig zu werden, dann rufst du Grosses aus dir hervor. Wer denkt, er kann, der kann, ohne dabei die Bescheidenheit aufzugeben.

Beginne die Erneuerung der Welt bei dir selbst; erwarte alle Besserung ausschließlich von dir! Trage das Idealbild deiner selbst im Herzen, dann
wirst du ihm von Jahr zu Jahr ähnlicher. Denn alles entfaltet sich von innen nach außen. Dein Schicksal verläuft stets in Richtung deiner vorherrschenden Gedanken. Es ist das ewiggültige geistige Gesetz von "Saat und Ernte", von "Senden und Empfangen". Lenke darum deine Gedanken bewusst auf das "Erleuchtete"! Denke das, dessen Verwirklichung du wünschst.

Der Glaube, der das Unmögliche macht, ist der Glaube und die Hingabe an die innere Christuskraft! Vertraue dieser Innenkraft, glaube an den Sieg deiner Sache, mache deine Arbeit zum Gottesdienst und Meisterwerk! Tue das, was du gerade tust, ganz im Bewusstsein, dass der Allmächtige dich leitet und führt. Dann wirst du nicht geistig-seelische Größe haben, sondern selbst großer Geist sein.

Urteile nicht über deine Mitmenschen, verlange, erwarte nichts von anderen, sondern folge der goldenen Regel - das, was du von anderen getan wünschest, ihnen zuerst zu tun! - Handle so, wie du möchtest, dass alle handeln. Sei in deinen Gedanken, deinen Worten und Taten stets Vorbild.
119.
Das Frühlings-Erwachen soll die Liebe im Herzen entfachen
Jetzt beginnt die schöne erwachende Frühlingszeit,
deshalb liebe Brüder und Schwestern macht euer Herz ganz weit.
Wir sollen uns mit allen Menschen ganzheitlich versöhnen,
jeden mit der größten Achtung begegnen, keinen verhöhnen.
Aber auch mit den Naturreichen in voller Harmonie leben,
denn der Schöpfer hat sie uns zur liebevollen Pflege gegeben.
Ein liebevoller Gedanke Gottes ist alles erscheinliche Sein,
so auch jeder Käfer, Grashalm und sogar der einfachste Stein.
Und unsere Seelen hat er erschaffen in seinem Bilde,
er ist kein strenger Richter, sondern unser Vater ganz milde.
Hermann Kothgasser
120.
Ostern ist Auferstehung
Jesus' Kreuzestod und mit seinem ausgehauchten "Es ist vollbracht",
hat er die Welt besiegt und dem Tod genommen seine Macht.
Mit der glorreichen Auferstehung aus dem körperlichen Tod hervor,
hat er uns das ewige Leben gegeben, welches es nicht gab zuvor.
Sein oftmaliger Ausspruch "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"
und mit seiner Lehre und vorgelebten Beispiel hat er uns alles gegeben.
Damit hat er für seine Kinder zum Jenseits die Brücke erbaut,
worin jeder echt Tatgläubige sein ewiges Seelenheil erschaut.
So wie bei einer Baumfrucht nur im Kern ist das neue Leben,
genau so ist uns der fleischige Leib nur zur Ausreifung der Seele gegeben.
Deshalb soll unser irdisches Trachten sein, zu werden geistig Wiedergeborene,
sodann werden wir im Himmel freudig aufgenommen als niemals Verlorene.
Hermann Kothgasser
121.
Mein Gott, ich gehöre Dir ganz.
Dein Wille geschehe, nicht der meine.
Gebrauche mich wie Du willst.
Ich will nichts als in Deiner Nähe sein,
schon von dem Augenblick an,
als ich erkannte, wie sehr Du mich liebst.

Ich möchte Dich so sehr lieben
wie Du mich liebst.
Was für eine Ehre,
was für eine Auserwählung
und welche Freude ist es,
Dir zu dienen, Herr!
Hilf mir, Herr, und stärke mich,
Damit ich Deinen Willen entspreche.
Regiere Du in meinem Herzen.
Ich will immer Dein sein, bis ans Ende.
Bitte lass mich Dir treu bleiben
bis zu meinem letzten Atemzug.
Fibi Abdel Missih Saleb
122.
Wunsch
Mit jedem Schritt, den Du tust,
und in jeder Bewegung,
die Dir geschenkt wird,
hinterlässt Du Spuren.
Keine Deiner Entscheidungen,
keines Deiner Worte,
keine Deiner Gesten
kann je ungeschehen gemacht werden.

Ich wünsche Dir,
dass Du Spuren der Freude
hinterlässt und des Glücks,
Spuren der Hoffnung und der Liebe,
Spuren der Gerechtigkeit und des Friedens,
und dass Du da, wo Du anderen
weh getan hast, Vergebung erfährst.
Christa Spiling-Nöker
123.
Weiß ich den Weg auch nicht,
du weißt ihn wohl;
das macht die Seele still und friedvoll.
Ist's doch umsonst,
dass ich mich sorgend müh,
dass ängstlich schlägt mein Herz,
sei's spät, sei's früh.
Hedwig von Redern
124.
Gib Deinen Mitmenschen die Erlaubnis, so zu sein, wie sie sind.
Das soll nicht heißen, dass wir alles gut finden
und Beifall klatschen sollen. Es geht nur darum, dass wir die Menschen nicht ändern, wenn wir
uns über sie aufregen oder deprimiert die
Hände in den Schoß legen. Wenn wir anderen
die Erlaubnis geben, so zu sein, wie sie sind,
heißt das nur, dass wir in die Forderung aufgeben,
die Welt müsse sich nach unseren Vorstellungen
drehen. Je mehr wir diese Tatsache akzeptieren,
um so weniger machen wir uns unglücklich. Wir
können andere nicht zwingen, nach unseren
Vorstellungen zu leben.
125.
In meines Herzens Kämmerlein
bin ich mit Jesus ganz allein,
vereint mit seinem Liebefunken,
bin ich in den Geist versunken.
126.
Liebe
Oh Mensch, der du einst ausgesandt,
zu herrschen über Meer und Land,
mit der Begierde Unverstand
zerstörst du deine Erde.

Dein Denken nur ist eitler Tand,
verblendet, kalter Weltverstand,
weil du die Liebe nicht erkannt,
auf dass ein Licht dir werde.

Du lebst, oh Mensch, im Erdenleib
doch nur die kurze Erdenzeit,
dann stehst du vor der Ewigkeit
mit leerem Herzen da.

Oh Mensch, in dir lebt Gottes Geist,
ein Funke nur, der Leben heißt;
von Geist wirst du, oh Mensch, gespeist,
der deinem Herzen nah.

Oh Mensch, ob du geboren bist,
dass dich der Wurm des Lasters frisst,
wenn du voll Leidenschaft genießt
im Sündenpfuhl der Triebe?!

Oh Mensch, des Fleisches Sinneslust
zerstört das Herz in deiner Brust,
des wahren Lebens nicht bewusst,
der wahren Herzensliebe.

Befrei´ dich, Mensch, aus Angst und Not,
mach´ dir die Wahrheit zum Gebot.
Du, Mensch, bist ohne Liebe tot,
in Trug und Nacht verloren.

So achte, Mensch, der Dornen nicht
auf deinem Weg zum inn´ren Licht,
entgehst du doch dem Weltgericht,
wirst geistig neu geboren.

Ein göttlich Sein voll Seligkeit,
das gibt dir Gott zur Ewigkeit,
wenn du zu geben selbst bereit,
aus Dankbarkeit und Liebe.
Robert Ernsthäuser
127.
Was Du nicht willst, das man dir tu,
das füg dir auch nicht selber zu!
Und was die anderen dir soll'n geben,
das, gib dir selbst!, so wirst du leben.
Was du auch tust, ob offen oder ganz im stillen,
das tue stets um Gottes willen!
Und tu mit Ihm, was immer du zu tun erwählt!
Und merke wohl, dass nur die Liebe zählt.
Dr. Dermbolowsky
128.
Gethsemane
Als Christus lag im Hain Gethsemane
auf seinem Antlitz mit geschloss'nen Augen, -
die Lüfte schienen Seufzer nur zu saugen,
und eine Quelle murmelte ihr Weh,
des Mondes blasse Scheibe widerscheinend, -
das war die Stunde, wo ein Engel weinend
von Gottes Throne ward herabgesandt,
den bittern Leidenskelch in seiner Hand.

Und vor dem Heiland stieg das Kreuz empor;
daran sah seinen eignen Leib er hangen,
zerrissen, ausgespannt; wie Stricke drangen
die Sehnen an den Gliedern ihm hervor.
Die Nägel sah er ragen und die Krone
auf seinem Haupte, wo an jedem Dorn
ein Blutestropfen hing, und wie im Zorn
murrte der Donner mit verhaltnem Tone.
Ein Tröpfeln hört' er; und am Stamme leis
herniederglitt ein Flimmern qualverloren.
Da seufzte Christus, und aus allen Poren
drang ihm der Schweiß.

Und dunkel ward die Nacht, im grauen Meer
schwamm eine tote Sonne, kaum zu schauen
war noch des qualbewegten Hauptes Grauen,
im Todeskampfe schwankend hin und her.
Am Kreuzesfuße lagen drei Gestalten;
er sah sie grau wie Nebelwolken liegen,
er hörte ihres schweren Odems Fliegen,
vor Zittern rauschten ihrer Kleider Falten.
O welch ein Lieben war wie seines heiß?
Er kannte sie, er hat sie wohl erkannt;
das Menschenblut in seinen Adern stand,
und stärker quoll der Schweiß.

Die Sonnenleiche schwand, nur schwarzer Rauch,
in ihm versunken Kreuz und Seufzerhauch;
ein Schweigen, grauser als des Donners Toben,
schwamm durch des Äthers sternenleere Gassen;
kein Lebenshauch auf weiter Erde mehr,
ringsum ein Krater, ausgebrannt und leer,
und eine hohle Stimme rief von oben:
»Mein Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen!«
Da weinte Christus mit gebrochnem Munde:
»Herr, ist es möglich, so lass diese Stunde
an mir vorübergehn!«

Ein Blitz durchfuhr die Nacht; im Lichte schwamm
das Kreuz, o strahlend mit den Marterzeichen,
und Millionen Hände sah er reichen,
sich angstvoll klammernd um den blut'gen Stamm,
o Händ' und Händchen aus den fernsten Zonen!
Und um die Krone schwebten Millionen
noch ungeborner Seelen, Funken gleichend;
ein leiser Nebelhauch, dem Grund entschleichend,
stieg aus den Gräbern der Verstorbnen Flehn.
Da hob sich Christus in der Liebe Fülle,
und: »Vater, Vater,« rief er, »nicht mein Wille,
der deine mag geschehn!«

Still schwamm der Mond im Blau, ein Lilienstengel
stand vor dem Heiland im betauten Grün;
und aus dem Lilienkelche trat der Engel
und stärkte ihn.
Annette von Droste-Hülshoff
129.
Komm heraus, o Herr
Komm heraus, o Herr, komm heraus, o Herr,
Und tanz mit meiner Seel.
Sie ist so rein und wohlgebaut.
Du hast sie auch schon angeschaut,
Drum ist sie ohne Fehl.
Stehe auf, o Herr, stehe auf, o Herr.
Und führe mich zum Tanz.
Durch die Lichterflut
Über Grab und Schutt.
O, du überirdischer Glanz!

Komm herab, o Herr, komm herab, o Herr,
Wir sehnen uns nach dir.
Das Herze überzückt sich fast.
Dein Wirbel hat uns angefasst.
Nun sind wir nicht mehr hier.

Der Ohnmacht nah, wie wunderbar
Ruht sichs in deinem Arm.
Kein schlechter Mensch dringt bis hierher.
Keine Nacht und Kält und Hunger mehr.
Hier ist uns wohl und warm.

Wie du fröhlich bist, Herr Jesus Christ,
Du süßer Bräutigam!
Über Nacht und Tag, wer's fassen mag,
Wer's lassen oder hassen mag,
Die Seele zu dir kam.

Wie du löblich bist und erheblich bist,
Das ist ein himmlisch Spiel.
Wie du groß und stark und gewaltig bist.
Wie du licht- sind feuergestaltig bist,
Das sag ich nicht zuviel.

Lass nach, o Herr, lass nach, o Herr,
Mir schwindet Sinn um Sinn.
Meine Schulter hat sich müd gewiegt.
Ich weiß nicht, was mich so beglückt,
Ob ich tot oder lebend bin.
Hugo Ball
130.
Abendlied
Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt' und Felder,
es schläft die ganze Welt.
Ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt.

Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind.
Fahr' hin, ein andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.

Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sterne prangen
am blauen Himmelssaal.
Also werd' ich auch stehen,
wenn mich wird heißen gehen
mein Gott aus diesem Jammertal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit.
Die zieh' ich aus, dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

Das Haupt, die Füß' und Hände
sind froh, dass nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
Herz, freu dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden Arbeit frei.

Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt.
Es kommen Stund' und Zeiten,
da man euch wird bereiten
zur Ruh' ein Bettlein in der Erd.

Mein Augen stehn verdrossen,
im Nu sind sie geschlossen.
Wo bleibt dann Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug' und Wächter Israel.

Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen,
so lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
kein Unfall noch Gefahr.
Gott lass' euch selig schlafen,
stell' euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Engel Schar.
Paul Gerhardt
131.
Wie soll ich dich empfangen
Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn' ich dir
o aller Welt Verlangen
o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissen sei!

Dein Zion streut dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen,
in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.

Was hast du unterlassen
zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen
in ihrem größten Leid ?
Als mir das Reich genommen,
da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.

Ich lag in schweren Banden,
du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden,
du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.

Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.

Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.

Ihr dürft euch nicht bemühen
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen,
die ihm an euch bewusst.

Auch dürft ihr nicht erschrecken
vor eurer Sünden Schuld;
nein, Jesus will sie decken
mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern
zu Trost und wahrem Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern
verbleib ihr Erb und Teil.

Was fragt ihr nach dem Schreien
der Feind und ihrer Tück?
Der Herr wird sie zerstreuen
in einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König,
dem wahrlich alle Feind
auf Erden viel zu wenig
zum Widerstande seind.

Er kommt zum Weltgerichte:
zum Fluch dem, der ihm flucht,
mit Gnad und süßem Lichte
dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne,
und hol uns allzumal
zum ewgen Licht und Wonne
in deinen Freudensaal.
Paul Gerhardt
132.
Mein Herr,
lehre mich wahre Großmut!
Lehre mich, dir zu dienen,
wie du's verdienst;
zu geben, ohne zu zählen;
zu arbeiten,
ohne Ruhe zu suchen;
zu opfern mich
ohne anderen Lohn
als das Bewusstsein,
deinen Willen zu tun.
Franz Xaver
133.
Wir sollen uns freimachen davon,
wie andere uns beurteilen.
Es lohnt nicht, unglücklich zu sein,
weil der andere mich verkennt,
mich anders einstuft,
als ich erwarte,
mich an diesen Platz und nicht
an jenen einordnet.
Wir dürfen allem
gegenüber gelassen sein.
Nur auf das eine kommt es an:
was Gott von mir denkt.
Klaus Hemmerle
134.
Wir sind's noch nicht
Das Leben ist nicht ein Frommsein,
sondern ein Frommwerden,
nicht eine Gesundheit,
sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.

Wir sind's noch nicht, wir werden's aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen,
es ist aber im Gang und im Schwang.

Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles,
es reinigt sich aber alles.
Martin Luther
135.
Liebe und tu, was du willst
Schweigst du,
so schweige aus Liebe!
Redest du,
so rede aus Liebe!
Schonst du,
so schone aus Liebe!
Die Wurzel der Liebe
sei in dir.
Aus dieser Wurzel kann
nur Gutes kommen.
Augustinus
136.
Du selbst
Du bist, was Du sein willst
im mächtigen Reich Deiner Seele:
Ein Bettler - Ein König.
Der Heer der Gedanken gehorcht Dir.
Du selbst setzt die Grenzen,
Du selbst hast die Macht,
sie zu ändern.

Du kannst wie ein trotziges Kind Dich
im Dunkel verstecken,
Du kannst Deine Umwelt
gelangweilt durch Scheiben betrachten,
Besucher empfangen,
Besuchern den Zutritt verwehren,
Gedankenkuriere mit Botschaften
ins Nachbarreich senden...

Nur eins musst Du wissen:
Sie kehren zurück, und die Antwort
als Echo der Botschaft
kann Krieg oder Frieden bedeuten.

Doch schickst Du Gedanken der Liebe,
die schneeweißen Vögel,
der Sonne entgegen
soweit ihre Flügel tragen,
dann leg Deine Grenzpfähle nieder!
Kein Feind kann Dir schaden.
Dann bist Du der liebend Geliebte
und mehr als ein König...
Ephides
137.
Glück
Glück ist gar nicht mal so selten,
Glück wird überall beschert,
vieles kann als Glück uns gelten,
was das Leben uns so lehrt.

Glück ist jeder neue Morgen,
Glück ist bunte Blumenpracht
Glück sind Tage ohne Sorgen,
Glück ist, wenn man fröhlich lacht.

Glück ist Regen, wenn es heiß ist,
Glück ist Sonne nach dem Guss,
Glück ist, wenn ein Kind ein Eis isst,
Glück ist auch ein lieber Gruß.

Glück ist Wärme, wenn es kalt ist,
Glück ist weißer Meeresstrand,
Glück ist Ruhe, die im Wald ist,
Glück ist eines Freundes Hand.

Glück ist eine stille Stunde,
Glück ist auch ein gutes Buch,
Glück ist Spaß in froher Runde,
Glück ist freundlicher Besuch.

Glück ist niemals ortsgebunden,
Glück kennt keine Jahreszeit,
Glück hat immer der gefunden,
der sich seines Lebens freut.
Clemens von Brentano
138.
Ich steh an deiner Krippe hier
Ich steh an deiner Krippe hier,
o Jesu , du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn
Herz, Seel und Mut nimm alles hin
Und lass dir's wohl gefallen

Du hast mit deiner Lieb erfüllt
mein Adern und Geblüte;
dein schöner Glanz, dein süßes Bild
liegt mir ganz im Gemüte.
Und wie mag es auch anders sein?
Wie könnt ich dich, du Herze mein,
aus meinem Herzen lassen.

Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar,
eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden.

Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
0 Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht',
wie schön sind deine Strahlen!

Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
0 dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!

Wann oft mein Herz im Leibe weint
und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: »Ich bin dein Freund,
ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, 0 Bruder mein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.«

0 dass doch so ein lieber Stern
soll in der Krippen liegen!
Für edle Kinder großer Herrn
gehören güldne Wiegen.
Ach Heu und Stroh ist viel zu schlecht,
Samt, Seide, Purpur wären recht,
dies Kindlein drauf zu legen!

Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu,
ich will mir Blumen holen,
dass meines Heilands Lager sei
auf lieblichen Violen;
mit Rosen, Nelken, Rosmarin
aus schönen Gärten will ich ihn
von oben her bestreuen.

Zur Seite will ich hier und dar
viel weißer Lilien stecken,
die sollen seiner Äuglein Paar
im Schlafe sanft bedecken.
Doch liebt viel mehr das dürre Gras
dies Kindlein als alles das,
was ich hier nenn und denke.

Du fragest nicht nach Lust der Welt
noch nach des Leibes Freuden;
du hast dich bei uns eingestellt,
an unsrer Statt zu leiden,
suchst meiner Seele Herrlichkeit
durch Elend und Armseligkeit,
dass will ich dir nicht wehren.

Eins aber, hoff ich, wirst du mir,
mein Heiland, nicht versagen,
dass ich dich möge für und für
in meinem Herzen tragen.
So lass mich doch dein Kripplein sein;
komm, komm und lege bei mir ein,
dich und all deine Freuden.
Paul Gerhardt
139.
Nun danket all
Nun danket all und bringet Ehr,
ihr Menschen in der Welt,
dem, dessen Lob der Engel Heer
im Himmel stets vermeld't

Ermuntert euch und singt mit Schall,
Gott, unserm höchsten Gut,
der seine Wunder überall
und große Dinge tut;

Der uns von Mutterleibe an
frisch und gesund erhält
und, wo kein Mensch nicht helfen kann,
sich selbst zum Helfer stellt;

Der, ob wir ihn gleich hoch betrübt,
doch bleibet guten Muts,
die Straf erlässt, die Schuld vergibt
und tut uns alles Guts.

Er gebe uns ein fröhlich Herz,
erfrische Geist und Sinn
und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz
ins Meeres Tiefe hin.

Er lasse seinen Frieden ruhn
auf unserm Volk und Land;
er gebe Glück zu unserm Tun
und Heil zu allem Stand.

Er lasse seine Lieb und Güt
um, bei und mit uns gehn,
was aber ängstet und bemüht,
gar ferne von uns stehn.

Solange dieses Leben währt,
sei er stets unser Heil,
und wenn wir scheiden von der Erd,
verbleib er unser Teil.

Er drücke, wenn das Herze bricht,
uns unsre Augen zu
und zeig uns drauf sein Angesicht
dort in der ewgen Ruh.
Paul Gerhardt
140.
Ertrage du's, lass schneiden dir den Schmerz
scharf durchs Gehirn und wühlen hart durchs Herz -
das ist der Pflug, nach dem der Sämann sät,
dass aus der Erde Wunden Korn entsteht.

Korn, das der armen Seele Hunger stillt -
mit Korn, o Vater, segne mein Gefild:
Reiß deinen Pflug erbarmungslos den Pfad,
doch wirf auch ein in seine Furchen Saat!
Ferdinand Avenarius
141.
Sonnengesang
Erhabenster, allmächtiger, guter Herr
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit
und die Ehre und jegliche Benedeiung.

Dir allein, Erhabenster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gepriesen seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal der Herrin, Schwester Sonne, denn sie ist der Tag,
und spendet das Licht uns durch sich.
Und sie ist schön und strahlend in großem Glanz.
Dein Sinnbild trägt sie, Erhabenster.

Gepriesen seist du, mein Herr,
durch Bruder Mond und die Sterne,
am Himmel hast du sie gebildet,
hell leuchtend und kostbar und schön.

Gepriesen seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteren Himmel und jegliches Wetter,
durch welches du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.

Gepriesen seist du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig
und kostbar und keusch.

Gepriesen seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und es ist schön und liebenswürdig
und kraftvoll und stark.

Gepriesen seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernährt und lenkt
und mannigfaltige Frucht hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.
Gepriesen seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Schwachheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Erhabenster, werden sie gekrönt.

Gepriesen seist du, mein Herr,
durch unseren Bruder, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.

Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem allheiligen Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leides tun.

Lobet und preiset meinen Herrn
und erweiset ihm Dank
und dient ihm mit großer Demut.
Franziskus
142.
HERR, SEGNE MEINE HÄNDE,
dass sie behutsam seien,
dass sie halten können,
ohne zur Fessel zu werden,
dass sie geben können ohne Berechnung,
dass ihnen innewohne die Kraft,
zu trösten und zu segnen.

HERR, SEGNE MEINE AUGEN,
dass sie Bedürftigkeit wahrnehmen,
dass sie das Unscheinbare nicht übersehen,
dass sie hindurch schauen
durch das Vordergründige,
dass andere sich wohl fühlen können
unter meinem Blick.

HERR, SEGNE MEINE OHREN,
dass sie deine Stimme
zu erhorchen vermögen,
dass sie hellhörig seien
für die Stimme der Not,
dass sie verschlossen seien
für den Lärm und das Geschwätz,
dass sie das Unbequeme nicht überhören.

HERR, SEGNE MEINEN MUND,
dass er dich bezeuge,
dass nichts von ihm ausgehe,
was verletzt und zerstört,
dass er heilende Worte spreche,
dass er Anvertrautes bewahre.

HERR, SEGNE MEIN HERZ,
dass es Wohnstatt sei deinem Geist,
dass es Wärme schenken und bergen kann,
dass es reich sei an Verzeihung,
dass es Leid und Freude teilen kann.
Sabine Nägli
143.
Dein Platz
Du stehst am Platz den Gott dir gab,
Am Platz den Er dir zugedacht,
Dort nur bleibt Er dein Schild und Stab,
Dort gibt Er Frucht, dort wirkt Er Macht.
Will Er dich segnen, sucht Er dich
Nicht in der ganzen weiten Welt,
Er sucht dich nur an deinem Platz,
Dem Platz wo Er dich hingestellt.

Bleib auf dem Platz, den Gott dir gab,
Und halte da in Treue aus !
Ist es ein Kreuz, steig nicht herab,
Ist ´s Schmelzersglut, weich ihr nicht aus !
Blick auch nicht seufzend rechts und links,
Scheint Er verborgen, irdisch klein;
Auf diesem Platz den Gott dir gab,
Will er durch dich gepriesen sein.

Was du versäumst an deinem Platz,
Auch wenn es niemand ahnt und sieht,
Das bringt um deinen Segensschatz
Vielleicht ein gottgeliebtes Glied.
Bedenk`s: den Platz, den Gott dir gab,
Kann niemand füllen als nur du,
Es ist nicht gleich, ob du dort stehst;
Denn g`rade dich braucht er dazu.

Nimm täglich ihn aus Gottes Hand,
Den Platz, den Seine Liebe gab.
Was sich an eig`nen Plänen fand
Bei dir noch; senks in Christi Grab!
Soll er begegnen dir mit Sieg,
Soll er erhören dein Gebet?
Er tut's nur, wo Sein Streiter treu
Auf dem gewiesnen Posten steht.


Brich dir nicht selbst die Krone ab,
Sag niemals deinem König “Nein”!
Nur auf dem Platz den Er dir gab
wird seine ganze Fülle dein.
Ja, auf dem Platz, den Er dir gab,
Da jauchze du ihm fröhlich zu.
Dass jeder sieht: Sein Wille ist
Dir Leben, Herrlichkeit und Ruh.


Sieh, wenn Er kommt, sucht Er auch dich
Nicht in der ganzen weiten Welt,
Er sucht dich dort nur sicherlich,
Wohin er selber dich gestellt.
Und dann, o sel`ger Freudentag !
Wenn Er an deinem Platz dich fand,
Versetzt er dich, gibt dir den Platz
An Seinem Thron im Heimatland.
144.
Jesu Kreuzestod
Warum hüllst du in düstere Nebelschleier
Dein strahlenhelles Angesicht?
Warum verlischt dein segenreiches Feuer,
O holdes, mildes Sonnenlicht?
Warum liegst du,
natur, in trüber Trauer?
Ihr Lüfte! sagt, was weht ihr bangen Schauer?
Sagt, naht sich denn das Weltgericht?
Nein! - dort am Richtplatz schwarzer Missetäter,
Dort auf der grausen Schädelstadt,
Die Mörder nur, und Räuber und Verräter
Bestraft für ihre Freveltat,
dort an des Kreuzes Qualenstamme duldet
Gottes einz'ger Sohn, der nichts verschuldet, Der nie, der nie gesündigt hat.
Er duldet, um uns Sünder zu erretten, Zu retten aus der Hölle macht,
Zu reißen aus der Sünde Sklavenketten
Und aus des Todes öder Nacht.
Mit festem Mut, mit Liebevollem Herzen, Erduldet er die fürchterlichsten Schmerzen, Die je Unmenschlichkeit erdacht.
Ach! wie er noch am harten Kreuzestamme
Den Freund zu trösten sich bemüht,
Wenngleich des Schmerzens qualvollste Flamme
Den ganzen Körper ihm durchglüht!
Er muss bis in die neunte Stunde fühlen,
Wie Nägel ihm die Glieder wild durchwühlen, Wie nach und nach sein Blut entflieht.
"Mein Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen!"
So ruft aus ihm des Schmerzens Pein;
Doch bald vermag er sich wieder zu fassen,
Sein Glaube heißt ihn ruhig zu sein;
"Es ist vollbracht", so ruft er, "Ich empfehle mich in deine Hand, o Vater! Meine Seele."
Er neigt sein Haupt und schlummert ein.
Es ist vollbracht! Der Hölle schwarze Heere
Wehklagen aus der tiefen Kluft;
Der Engel Chor lobsingt, des Retters Ehre
Durchschallet Himmel, Erd' und Luft.
Der Erde Grund erbebt, die Berge zittern,
des Tempels Vorhang reißt, und Felsen splittern,
Und Tode schwinden aus der Gruft.
Es ist vollbracht! - O freut euch, ihr Sünder!
Das Werk der Sühnung ist vollbracht!
Es ist vollbracht! Gott nimmt als Kinder
Euch wieder an; erwachet, erwachet
Aus eu´rem Sündenschlummer, und erhebet
Den Retter, der für euch am Kreuz geschwebt,
Durch Lieb' und Folgsamkeit! - Erwachet!
Ludwig Uhland
145.
Dir zu jauchzen, Unnennbarer,
wollt ich aller Welten Werden,
aller Wesen Lust erleben.
Dir zu dienen, einzig Wahrer,
könnt ich aller Qual auf Erden,
allem Weh mich willig geben.

Dir zu leben, Dir zu sterben,
nehm ich Wachstum wie Verderben
mit der gleichen Inbrunst hin.
Dich zu finden, zu ergründen,
muss ich alle Fackeln zünden,
muss ich alle Wege ziehn.

Alle Welten zu durchmessen,
um der Welten zu vergessen,
wenn dereinst im Abendglühn
Du, Allew'ger, mir begegnest,
meines Suchens Sehnsucht segnest
und mit Lächeln krönst mein Mühn....
Ephides
146.
Vater der du bist im Himmel
Solange Gewitter noch wandern von Land zu Land,
solange Wahnsinn herrscht oder Unverstand,
solange das Elend noch stumm durch die Straßen zieht,
gehe ich ins Gebet.

Solange Männer für neue Kriege werben,
solange Greise hilflos wie Bettler sterben,
solange Kinder zum Hungern geboren werden,
ist kein Friede auf Erden.


Sieh, es tut Not, dass der Hass aus der Welt verschwindet,
dass alles Halbe und Falsche ein Ende findet,
dafür halte ich das Herz und die Hände bereit,
denn jetzt ist an der Zeit!
Hier hast du meine Hände und mein Herz,
kannst du ihn damit lindern den Schmerz
der Welt? Sag mir, wie viel Zeit ist uns noch gegeben,
wie oft muss ich dir noch mein Herz und meine Hände geben?

Dächt ich über den Wahnsinn nach nur eine Stunde,
tät es in mir aufreißen eine klaffende Wunde.
Unsere Weltmeere, rot würden sie sich färben,
dächte die gesamte Menschheit nach über das sinnlose Sterben.

Gib du mir bitte keine Schuld.
Siehst du denn nicht auch meine Wut,
die in Flüsse verwandelt meine Tränen?
Ich bin zu schwach. Ewig werde ich mich grämen.

Denn ich höre sie schreien, die Opfer, gestorben durch den Unverstand.
Ihre Schreie wehen übers Meer an jeden Strand.
Woher sie kommen? Ihre Heimat ist jedes Land
der Welt, eingebettet in der roten Wiege des Untergangs.

Doch solange die Sonne aufgeht Tag für Tag,
solange neues Leben die Erde erstarkt,
solange wir noch das Gefühl von Freude erleben,
dürfen wir die Hoffnung auf Besinnung nie aufgeben.
Rolf Högemann
147.
Gott ist für mich ein Bewußtseinszustand
Es ist ein Zustand des Friedens,
indem ich vollkommen ruhig bin,
indem mein Körper, Geist, Herz und Seele entspannen.
Es ist ein Zustand,
indem ich keine Angst kenne.
Es ist ein Zustand der Vergebung.
Es ist ein Zustand,
aus dem Liebe ungehindert fließt.
Es ist ein Zustand innerer Klarheit,
indem ich die Wahrheit erfahre.
Es ist ein Zustand,
indem ich fähig bin, die Wahrheit zu sagen,
ohne Furcht vor Urteil oder Zurückweisung.
Es ist ein Zustand,
indem mein Ego-Bewusstsein still ist.
Es ist ein Zustand,
indem ich weiß,
dass die Tiefe meines Seins eins ist
mit der aller anderen bewussten Wesen.

** Es ist mein liebster Bewusstseinszustand.... **
Peter Russell
148.
Ich liebe Dich, nicht mit zweifelndem,
sondern mit sicherem Bewusstsein.
Du hast mit Deinem Wort mein Herz erschüttert,
und ich habe Dich geliebt.
Auch der Himmel und die Erde und alles,
was in ihnen ist, sieh, von allen Seiten her sagen sie mir,
dass ich Dich lieben soll.

Was aber liebe ich, wenn ich Dich liebe?
Nicht das Aussehen eines Körpers
und nicht die Anmut eines Lebensalters,
nicht den Glanz des Lichtes,
der diesen leiblichen Augen so lieb ist,
nicht die süßen Melodien vielfältiger Gesänge,
nicht den lockenden Duft von Blüten, Salbölen und Gewürzen,
nicht Manna und nicht Honig,
nicht Körperteile, die sich zu fleischlichen Umarmungen anbieten -
nichts von alledem liebe ich, wenn ich Dich liebe.
Und doch liebe ich eine Art von Licht, von Stimme,
von Wohlgeruch, von Speise und von Umarmung,
wenn ich Dich liebe!
Denn Du bist das Licht,
die Stimme, der Wohlgeruch,
die Speise und die Umarmung meines inneren Menschen.
Dort drin in meiner Seele strahlt ein Licht,
das keine Welt fasst,
dort klingen Melodien, die keine Zeit verschlingt,
dort duften Wohlgerüche, die kein Wind verweht,
dort schmecken Speisen, deren keine Sattheit satt wird,
dort lacht ein Glück vereinter Liebe,
dem ein Überdruss nicht folgt.
Das ist es, was ich liebe,
wenn ich Dich, meinen Gott, liebe.
Augustinus
149.
Herr
Kinderweinen, Kinderlachen,
der Lärm des Tages und der Nacht,
dieses und viel and´re Sachen
haben mich einst taub gemacht;
und sprichst Du noch so leise Worte
über die Liebe, die betört -
sie öffnen meines Herzens Pforte,
sagte ich doch: Ich hab´ gehört.
Und meine Stummheit, meine Stille,
die mich zum ew´gen Schweigen bringt:
vergebens jener starke Wille,
dem jedes leichte Wort misslingt.
Mögen sie spotten, jene Damen,
auch über meinem stillen Grab -
Ruf´ ich nur einmal Deinen Namen,
sag´ ich, dass ich gesungen hab´.
Und mag ich blind sein dieses Leben,
nur Dunkelheit um mich herum:
ich wüsste Dir viel zu geben,
ganz gleich ob blind, ob taub, ob stumm;
und mag die Welt nichts taugen
mit leichten werten, die vergeh´n -
Schaute ich einmal in Deine Augen,
so sagte ich: Ich hab´ geseh´n
Dann, eines Tages werd´ ich gehen,
verlassen diese dunkle Welt;
und habe ich nur Dich gesehen,
die meine Dunkelheit erhellt:
Ich brauch´ kein Mitleid, kein Erbarmen,
kein Ziel, nach dem man ewig strebt -
schlief´ ich nur ein in Deinen Armen
so sagte ich: Ich hab´ gelebt
Rolf Högemann
150.
Jesus
Ein Tag ohne Deine Liebe ist
Wie ein Jahr im Antlitz der Einsamkeit
Obgleich Du im Herzen bei mir bist -

Ich gedenke Deiner, ich denke an Dich
Und stell' mir die Frage - Hörst Du mich?
Der plötzliche Glaube , er lässt mich nicht los
Meine Gefühle - wie beweis' ich's Dir bloß?
In meinen Gedanken, bist Du immer hier
Ohne mein Zutun folgst Du mir
Schließe ich die Augen, bist Du da
Seh ich den Himmel, bist Du mir nah
Leuchten nachts die Sterne,
Dann hätte ich gerne
Du wärst hier
und sprichst zu mir.
In meinen Träumen, sehe ich Dich
Hör ich Musik, dann fühle ich
Du bist da Herr
In meinen Gedanken zum greifen nah!
Doch will ich Dich berühren
Kann ich neben mir nur Leere spüren.
Wieder bin ich allein,
Warum kannst Du nur in Gedanken bei mir sein?
Jesus
Ich möchte mit Deiner Liebe Leben
Eines bleibt mir doch gewiss
In meinen Herzen bleibst Du mir nah
In meinen Gedanken, bist Du immer da
Rolf Högemann
151.
Jesus
Jesus
DU-bist der Herr, der meine Nacht erhellt.
DU-bist das Brot, das meinen Hunger stillt.
DU-bist die Hoffnung, wenn mich Verzweiflung quält.
DU-bist das was ich brauche auf der Welt.

DU-bist die Stille, die meinen Lärm verdrängt.
DU-bist das Steuer, das mich sicher lenkt.
DU-bist die Hand, die mich ganz fest hält.
DU-bist das Liebste auf der Welt.

DU-bist die Blume, die meine Wüste belebt.
DU-bist die Kraft, die meine Schwäche hebt.
DU-bist der Humor, wenn meine Stimmung fällt.
DU-bist das was ich brauche auf der Welt.

DU-bist die Wärme, die meine Kälte teilt.
DU-bist die Zeit, die meine Wunden heilt.
DU-bist das Jetzt, das meine Zukunft stellt.
DU-bist das was ich brauche auf der Welt.

DU-bist die Ordnung, die mein Chaos bekämpft.
DU-bist das was ich brauche auf der Welt.
UND DU, NUR DU BIST DAS EINZIGE WAS ZÄHLT
Rolf Högemann
152.
Die Liebe hat in Meinem Wesen
dich abgebildet treu und klar:
kein Maler lässt so wunderbar,
Geliebter, deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe dich erkoren
als meines Herzens schönste Zier.
Bist du verirrt, bist du verloren:
Geliebter, suche dich in Mir!

In meines Herzens Tiefe
trage ich dein Porträt, so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.
Und wenn dein Sehnen Mich nicht findet,
dann such nicht dort und such nicht hier:
Gedenk, was dich im Tiefsten bindet:
Geliebter, suche Mich in dir!

Du bist mein Haus und meine Bleibe,
bist meine Heimat für und für:
Ich klopfe stets an deine Tür,
dass dich kein Trachten von Mir treibe.
Und meinst du, Ich sei fern von hier,
dann ruf Mich, und du wirst erfassen,
dass Ich dich keinen Schritt verlassen:
Geliebter, suche Mich in dir!
Theresa von Avila
153.
Die des Himmels Krone tragen
dürfen sich zur Hölle wagen,
weil der Lichtschein, der sie leitet,
einen Teppich vor sie breitet.

Wo sie wandern durch die Welten,
werden andern sie vergelten.
Hass mit Liebe, Fluch mit Segen,
denn sie gehn auf seinen Wegen.

Und sie leiden Seine Schmerzen
mit der Kraft der großen Herzen,
mit dem Wissen um die Wahrheit,
denn sie stehn in seiner Klarheit

Die des Himmels Krone tragen
wissen lächelnd zu entsagen.
Auch wenn Sterne untergehn,
bleiben sie am Himmel stehen.
Ephides
154.
Gebetskreis
Es kam ein Kreis zum Blühen,
zum Wachsen und Gedeihen,
und Jesu sanft Bemühen
schloss enger diese Reihen.

Geschwisterliebe lebte,
und Liebesworte flossen;
so manches Herz erbebte
von Jesu Arm umschlossen.

Manch' Herz hat sich gefunden,
manch' Herz, es ging von hinnen,
doch bleiben sie verbunden,
wenn auch getrennt den Sinnen.

Von dieses Kreises Leben,
von seinen innern Zügen
will Zeugnis ich hier geben
und es zum Ganzen fügen.

Dir aber, ew'ges Leben,
o Jesus, unser Hüter,
Dir sei der Dank gegeben
im Namen aller Brüder!
(und Schwestern)
155.
Himmelsworte
Alles in allem bin Ich nur alleine!
Alles ist aus Mir und so all's - das Meine!
Ich bin die Wahrheit, der Weg und das Leben! -
Dem, der mich liebt, will Ich treu Mich auch geben.

Ich bin der Vater - und Ihr meine Kinder.
Niemand ist größer - und niemand ist minder!
Ich bin der Hirte, ein Herr voller Leben,
um es euch Kindern der Liebe zu geben!

Ich nur allein kann alles vollbringen,
Mein ist der Wille - und Mein das Gelingen!
Kinder, o glaubet, um euch zu vollenden,
trag' ich euch stets auf den segnenden Händen!
156.
Kreuzträger
Wer schreitet mit nach Golgatha
Zum Sieg auf steiler Höh?
Wer geht mit mir durch Not und Nacht,
durch Leid und bitt'res Weh?
Wer will mit unterm Kreuze gehen,
wer fürchtet nicht die Schwere,
wer will mit Mir einst auferstehn
aus all der dumpfen Leere?

- Ich rufe weit, Ich rufe breit,
sind viele, die Mich hören,
doch wenige nur sind bereit
und lassen sich bekehren.

Kommt, Kinder, und erkennet Mich
an Meinem treuen Walten!
Es will euch euer Jesus Christ
Das Leid in Freud gestalten.
O rufet nur, Ich helfe gern,
euch tragen eure Lasten.
Ich bin euch nie und nimmer fern,
drum lasst das bange Hasten!
Geht still und ruhig durch das Land
und duldet nur die Schwere!
Und glaubt, Ich halt euch an der Hand
und glaubt, dass Ich euch höre!
Ja glaubt, dass Ich stets bei euch bin
und euer Herz bescheine,
und Seligkeit ist der Gewinn
und Freude, hell und reine.

- Kommt, Kinder, die ihr weit im Land
Mit Mir am Kreuze traget,
und hört, was einst im Vaterland
der Vater zu euch saget!
Er wird euch nehmen an Sein Herz,
das herrlich helle, reine,
und wird euch nehmen allem Schmerz,
auf dass kein Kind mehr weine.
Dann wird Er sagen: Kindelein,
die ihr mit Mir gegangen,
o geht in Meine Freude ein!
Vergesset Leid und Bangen!
Und blüht in Meiner Liebe auf
als meine Himmelsrosen!
Lasst euch von meiner Vaterhand
behüten und umkossen!

Drum schreitet still und stark und rein
und folget Meinem Bilde!
Ich führ euch in die Himmel ein,
in selige Gefilde.
Das Kreuz, es wird das Zeichen sein,
an dem Ich euch erkenne
und euch als Meine Kinderlein
und als Mein eigen nenne.
157.
Denket nicht voraus und
sehet nicht zurück,
beides bringt Unruh
und ist eurem jetzigen Stande
(eines Christen) zuwider.
Der gegenwärtige Augenblick
muss eure Wohnung werden,
darin findet man allein
Gott und seinen Willen.
Gerhard Tersteegen
158.
Sehet die Sünde, auch diejenige,
die sich wider Willen in euch regt,
so an, als etwas, das euch nicht
angehet; lasset dieses Ungeheuer
da; es ist eures Andenkens und
Beschäftigung nicht wert ...
Vergessen, vergessen ist die
ganze Kunst. Und wenn's wieder
einfällt, auch nur wieder vergessen,
nicht durch Gewalt, sondern wie
man eine Sache fallen lässt,
die man nicht betrachten will.
Gerhard Tersteegen
159.
Ich wünsche Dir,
eine Freude für jeden Tag,
einen Engel auf jeden Weg,
ein Licht in jeder Dunkelheit,
eine Türe, die sich dir öffnet,
und einen Menschen,
der dich liebt
Edith Oertel
160.
Das Gebet
Wenn heutige Christen beten, so bitten sie um Dinge dieser Welt, bald um dieses, bald um jenes, in Leiden und Krankheit um Erleichterung und Gesundheit; lauter i r d i s c h e Güter suchen sie zu erlangen, aber g e i s t l i c h e Güter erflehen sie nicht. Das sind nicht Beter, sondern Bettler...

Das Wesen des Gebets besteht nicht darin, dass wir etwas von Gott begehren, sondern dass wir unsere Herzen Gott öffnen, mit ihm reden und mit ihm in ständigem Umgang leben. Das Gebet ist ständige Überlassung an Gott.

Beten heißt nicht Gott um verschiedene Lebensbedürfnisse zu bitten, sondern Gott selbst erlangen, den Geber alles Lebens.

Beten ist nicht Bitten, sondern Einigung mit Gott

Beten ist nicht eine Anstrengung, um von Gott die zum Leben notwendigen Dinge zu erlangen. Beten ist ein Verlangen, Gott selbst, den Urheber alles Lebens , zu haben.

Der wahre Sinn des Gebets besteht nicht darin, um Segnungen zu bitten, sondern den zu empfangen, welcher der Geber des Segens ist, und ein Leben der Gemeinschaft mit ihm zu leben.

Die wahren Kinder Gottes sind nicht immer dabei, seine Gaben zu erflehen, sondern sie wünschen sich unter seinem Schutze, in seinen Armen zu fühlen.
Sadhu Sundar Singh
161.
In dir sein, Herr, das ist alles
Das ist das Ganze, das Vollkommene, das Heilende
Die leiblichen Augen schließen,
die Augen des Herzens öffnen
und eintauchen in deine Gegenwart.

Ich hole mich aus aller Zerstreutheit zusammen
und vertraue mich dir an.
Ich lege mich in dich hinein
wie in eine große Hand.

Ich brauche nicht zu reden, damit du mich hörst.
Ich brauche nicht aufzuzählen, was mir fehlt,
Ich brauche dich nicht zu erinnern
oder dir zu sagen, was in dieser Welt geschieht
und wozu wir deine Hilfe brauchen.

Ich will nicht den Menschen entfliehen
oder Ihnen ausweichen.
Den Lärm und die Unrast will ich nicht hassen.
Ich möchte sie in mein Schweigen aufnehmen
und für dich bereit sein.

Stellvertretend möchte ich schweigen
für die Eiligen, die Zerstreuten, die Lärmenden.
Stellvertretend für alle, die keine Zeit haben.
Mit allen Sinnen und Gedanken warte ich,
bis du da bist.

In dir sein, Herr, das ist alles
was ich mir erbitte.
Damit habe ich alles erbeten,
was ich brauche für Zeit und Ewigkeit.
Jörg Zink
162.
Der Stolz der falschen Demut
Jesus: Du bist klein, aber du musst lernen, in meiner Gegenwart zu bleiben, ohne auf dich zu schauen. Du wirst nicht von mir hören oder für mich sprechen können, solange du auf dich schaust. Du wirst immer unzulänglich bleiben. Du wirst meiner Berufung für dich immer unwürdig sein; doch ich werde dich niemals aufgrund deiner Zulänglichkeit oder deines Wertes gebrauchen. Schau nicht darauf, dass du nicht genügst - schau darauf, dass ich genüge. Du musst damit aufhören, auf deine eigene Unwürdigkeit zu starren und statt dessen auf meine Gerechtigkeit sehen. Wenn ich dich gebrauche, ist es aufgrund dessen, wer ich bin, nicht aufgrund dessen, wer du bist.

Du hast tatsächlich meinen Ärger gespürt, als du anfingst, auf dich zu sehen. Genau diesen Ärger hatte ich verspürt, als Moses anfing, sich darüber zu beschweren, wie unzulänglich er war. Das offenbart nur, dass du dich selber mehr anschaust als mich - was der Hauptgrund dafür ist, warum ich nur so wenige aus meinem Volk dazu gebrauchen kann, die Pläne auszuführen, die ich so gerne umsetzen will. Diese falsche Demut ist tatsächlich die Form von Stolz, die den Sündenfall der Menschen verursachte. Adam und Eva begannen sich unzulänglich zu fühlen; sie wollten mehr sein, als ich für sie vorgesehen hatte. Sie nahmen selber das Heft in die Hand, die zu werden, die sie sein sollten. Du kannst niemals selber dafür sorgen, der zu sein, der du sein sollst - du musst mir vertrauen, dass ich dich in den verwandle, der du sein sollst.
Rick Joyner
163.
Ostermorgen
Die Lerche stieg am Ostermorgen
Empor ins klarste Luftgebiet
Und schmettert', hoch im Blau verborgen,
Ein freudig Auferstehungslied,
Und wie sie schmetterte, da klangen
Es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen,
Wach auf, du froh verjüngte Welt!

Wacht auf und rauscht durchs Tal, ihr Bronnen,
und lobt den Herrn mit frohem Schall!
Wacht auf im Frühlingsglanz der Sonnen,
Ihr grünen Halm' und Blätter all!
Ihr Veilchen in den Waldesgründen,
Ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot,
Ihr sollt es alle mit verkünden:
Die Lieb' ist stärker als der Tod.

Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen,
Die ihr im Winterschlafe säumt,
In dumpfen Lüsten, dumpfen Schmerzen
Ein gottentfremdet Dasein träumt.
Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
Wie Jugendhauch, o lasst sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
Und wie der Adler sollt ihr sein.

Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen
gebrochen an den Gräbern steht,
Ihr trüben Augen, die vor Tränen
Ihr nicht des Frühlings Blüten seht,
Ihr Grübler, die ihr fern verloren
Traumwandelnd ihr auf trüber Bahn,
Wacht auf, die Welt ist neu geboren,
Hier ist ein Wunder, nehmt es an!

Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
Das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen
Im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
Jung wird das Alte fern und nah,
Der Atem Gottes sprengt die Grüfte -
Wacht auf! Der Ostertag ist da.
Emanuel Geibel
164.
Frohe Botschaft
Nach langem, bangem Winterschweigen
Willkommen, heller Frühlingsklang!
Nun rührt der Saft sich in den Zweigen,
Und in der Seele der Gesang.
Es wandelt unter Blütenbäumen
Die Hoffnung übers grüne Feld;
Ein wundersames Zukunftsträumen
Fließt wie ein Segen durch die Welt.

So wirf denn ab, was mit Beschwerden,
O Seele, dich gefangen hielt!
Du sollst noch wie der Vogel werden,
Der mit der Schwing' im Blauen spielt.
Der aus den kahlen Dornenhecken
Die roten Rosen blühend schafft,
Er kann und will auch dich erwecken
Aus tiefem Leid zu junger Kraft.

Und sind noch dunkel deine Pfade,
Und drückt dich schwer die eigne Schuld:
O glaube, größer ist die Gnade,
Und unergründlich ist die Huld.
Lass nur zu deines Herzens Toren
Der Pfingsten vollen Segen ein,
Getrost, und du wirst neugeboren
Aus Geist du Feuerflammen sein.
Emanuel Geibel
165.
Weihnachtslied
Dies ist der Tag, den Gott gemacht;
Sein wird in aller Welt gedacht!
Ihn preise, was durch Jesum Christ
Im Himmel und auf Erden ist.

Die Völker haben dein geharrt,
Bis dass die Zeit erfüllet ward;
Da sandte Gott von seinem Thron
Das Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

Wenn ich dies Wunder fassen will,
So steht mein Geist vor Ehrfurcht still;
Er betet an, und er ermisst,
Dass Gottes Lieb unendlich ist.

Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt,
Den Tag der heiligsten Geburt;
Und Erde, die ihn heute sieht,
Sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied.

Dies ist der Tag, den Gott gemacht;
Sein wird in aller Welt gedacht!
Ihn preise, was durch Jesum Christ
Im Himmel und auf Erden ist.
Christian Fürchtegott Gellert
166.
Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ
O lieber, heil'ger frommer Christ,
Der für uns Kinder kommen ist,
Damit wir sollen weiß und rein
Und rechte Kinder Gottes sein,

Du Licht, vom lieben Gott gesandt
In unser dunkles Erdenland,
Du Himmelskind und Himmelsschein,
Damit wir sollen himmlisch sein:

Du lieber, heil'ger frommer Christ,
Weil heute dein Geburtstag ist,
Drum ist auf Erden weit und breit
Bei allen Kindern frohe Zeit.

O segne mich! Ich bin noch klein,
O mache mir den Busen rein!
O bade mir die Seele hell
In deinem reichen Himmelsquell.

Dass ich wie Engel Gottes sei
In Demut und in Liebe treu,
Dass ich dein bleibe für und für,
Du heil'ger Christ, das schenke mir!
Ernst Moritz Arndt
167.
Weihnachtsglocken
Weihnachtsglocken. Wieder, wieder
sänftigt und bestürmt ihr mich.
Kommt, o kommt, ihr hohen Lieder,
Nehmt mich, überwältigt mich.

Dass ich in die Knie fallen,
Dass ich wieder Kind sein kann,
Wie als Kind Herr-Jesus lallen
Und die Hände falten kann.

Denn ich fühl's die Liebe lebt, lebt,
Die mit ihm geboren worden,
Ob sie gleich von Tod zu Tod schwebt,
Obgleich er gekreuzigt worden.

Fühl's, wie alle Brüder werden,
Wenn wir hilflos, Mensch zu Menschen,
Stammeln: Friede sei auf Erden
Und ein Wohlgefallen am Menschen!
Richard Dehmel
168.
Alles meinen Gott zu Ehren
Alles meinen Gott zu Ehren
in der Arbeit, in der Ruh!
Gottes Lob und Ehr zu mehren,
ich verlang und alles tu.
Meinen Gott nur will ich geben
Leib und Seel, mein ganzes Leben.
Gib, o Jesu, Gnad dazu;
gib, o Jesu, Gnad dazu.

Alles meinem Gott zu Ehren,
alle Freude, alles Leid!
Weiß ich doch Gott wird
mich lehren, was mir
dient zur Seligkeit.
Meinem Gott nur will ich leben,
seinem Willen mich ergeben.
Hilf, o Jesu, allezeit;
hilf, o Jesu, allezeit.

Alles meinem Gott zu Ehren,
dessen Macht die Welt regiert,
der dem Bösen weiß zu wehren,
dass das Gute mächtig wird.
Gott allein wird Frieden schenken,
seines Volkes treu gedenken.
Hilf, o Jesu, guter Hirt!
hilf, o Jesu, guter Hirt.
169.
Gefährliche Wege
Herr, hilf dass ich verstehe
Die Wege im Dunkeln, die oftmals ich gehe;
So einsam und enge, so steil und so beschwerlich,
verwirrt und verborgen - und so oft gefährlich.
Und taste ich vorwärts mit bebenden Händen,
so frage ich bange: wie werden sie enden?
Darum flehe ich herzlich: Lass mich doch erfahren
In aller Mühsal dein gnädig Bewahren!
Lass mich um verlorene Wünsche nicht klagen!
Verleihe mir Gnaden, die Lasten zu tragen!
Lass niemals mir schwinden das feste Vertrauen,
zuletzt einen herrlichen Ausgang zu schauen,
da alle Rätsel sich lichten und lösen,
weil alles zu meinem Heil gewesen.
170.
Seid Stille
Seid Stille.
Gott ist geboren.
Seid Stille
in eurem Herzen.

Seid Stille.
Könige, Hirten
und Jubelchöre
von Engeln schweigen.

Seid Stille.
Gott ist geboren
in eurem Herzen
Seid Stille.

Liebt nun die Nacht,
die ihr selber seid,
mit dem Christuslicht
innen.

Seid stille.
Denn Gott ist innen.
Seid Stille innen, und Gott
ist geboren in eurem Herzen.
Seid stille.
Carl-Hubert Krementz
171.
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrei’n, oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel. Vielleicht ist einer, der gibt Dir die Hand, oder er wohnt neben Dir, Wand an Wand, der Engel. Den Hungernden hat er Brot gebracht, der Engel. Dem Kranken hat er das Bett gemacht und er hört, wenn Du ihn rufst in der Nacht, der Engel. Er steht im Weg und er sagt Nein, der Engel, groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein. Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Rudolf Otto Wiemer
172.
Ein kleines Licht
Ein winziges Licht reicht aus,
um die Finsternis zu zerreißen.
Dazu braucht man keine Großfeuer.
Ein ganz schwaches Licht
aus der Tiefe der Finsternis
kann einen schon helfen,
sich auf der Suche
nach einen Weg zu orientieren.
Dieses kleine Licht
ist die Hoffnung - und ohne sie
lebt man in Resignation,
Elend und Verzweiflung.
Léon Arthur Elchinger
173.
Verfüge über mich
Vater im Himmel,
ich bitte weder um Gesundheit
noch um Krankheit,
weder um Leben noch um Tod,
sondern darum, dass du über
meine Gesundheit und meine Krankheit,
über mein Leben und meinen Tod
verfügst zu deiner Ehre
und zu meinem Heil.
Du allein weißt,
was mir dienlich ist.
Du allein bist der Herr,
tue, was du willst!
Gib mir, nimm mir;
aber mache meinen Willen
dem deinen gleich, dass ich
in demütiger, vollkommener Unterwerfung
und heiligem Vertrauen
deine Befehle empfange!
Blaise Pascal
174.
Ich werde alt
O Herr, du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter
und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen -
Lehre mich schweigen
über meine Krankheiten und Beschwerden!
Sie nehmen zu -
und die Lust, sie zu beschreiben,
wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir Krankheitsschilderungen anderer
mir Freude anzuhören,
aber lehre mich,
sie geduldig zu ertragen!
Erhalt mich so liebenswert wie möglich!
Ich möchte kein Heiliger sein -,
aber ein alter Griesgram
ist das Krönungswerk des Teufels
Theresia von Avila
175.
Der Herr segne dich und behüte dich,
Der Herr lasse sein Angesicht
über dich leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr wende Sein Angesicht dir zu
und schenke dir Heil.
Segen Aarons (Num 6,24-46)
176.
Mach uns unruhig, Herr
wenn wir allzu selbstzufrieden sind;
wenn unsere Träume sich erfüllt haben,
weil sie allzu klein und beschränkt waren;
wenn wir uns im sicheren Hafen
bereits am Ziel wähnen,
weil wir allzu dicht am Ufer
entlang segelten.

Mach uns unruhig, Herr,
wenn wir über der Fülle der Dinge,
die wir besitzen,
den Durst nach den Wassern des Lebens verloren haben;
wenn wir, verliebt in diese Erdenzeit,
aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen;
wenn wir über all den Anstrengungen,
die wir in den Aufbau
der neuen Erde investieren,
unsere Vision des Neuen Himmels
verblassen ließen.

Rüttle uns auf, Herr,
damit wir kühner werden
und uns hinauswagen auf das weite Meer,
wo uns die Stürme deine Allmacht offenbaren.
Wo wir mit schwindender Sicht auf
das Ufer
die Sterne aufleuchten sehen.

Im Namen dessen,
der die Horizonte unserer Hoffnungen
weit hinausgeschoben
und die Beherzten aufgefordert hat,
ihm zu folgen.
Gebet von Basisgemeinden auf den Philippinen
177.
Vertrauen und Geborgenheit
Herr, sei du vor mir, um mir den Weg zu zeigen.
Herr, sei du neben mir, um mich in deine Arme zu schließen und mich zu schützen.
Herr, sei du unter mir, um mich aufzufangen, wenn ich falle, und mich aus der Schlinge zu ziehen.
Herr, sei du in mir, um mich zu trösten, wenn ich traurig bin.
Herr, sei du um mich herum, um mich zu verteidigen, wenn andere über mich herfallen.
Herr, sei über mir, um mich zu segnen.
aus dem 4. Jahrhundert
178.
Wo ich gehe, wo ich stehe,
bist du, lieber Gott, bei mir.
wenn ich dich auch niemals sehe,
weiß ich trotzdem: du bist hier.
Kindergebet
179.
Alles, Gott, hat seine Zeit:
Lachen, Spielen, Schularbeit,
Ferienhaben, Frühaufstehen,
lange Schlafen, Schule gehn,
Lieben, Streiten und Verzeihn,
krank, gesund und glücklich sein.
Was das Jahr auch bringen mag:
Du bist bei mir, jeden Tag.
Kindergebet
180.
Ich bitte dich, Herr, um große Kraft
diesen kleinen Tag zu bestehen,
um auf dem großen Wege zu dir
einen kleinen Schritt weiterzugehen.
Morgengebet von Ernst Ginsberg
181.
Müde bin ich, geh zu Ruh
schließe meine Augen zu.
Vater, lass die Augen dein
über meinem Bette sein.
Hab ich Unrecht heut getan,
sieh es, lieber Gott, nicht an.
Deine Gnad und Jesu Blut
machen allen Schaden gut.

Alle, die wir nicht verwandt,
Gott, lass ruhn in deiner Hand;
alle Menschen groß und klein,
sollen dir befohlen sein.
Kranken Herzen spende Ruh,
müde Augen schließe zu;
lass den Mond am Himmel stehn
und die stille Welt besehn!
Abendgebet von Luise Hensel
182.
Danke, Gott, für diesen Morgen
danke, dass du bei mir bist.
Danke für die guten Freunde
und das du mich nie vergisst.
Danke für die Zeit zum spielen,
für die Freude, die du schenkst,
und das du in dunklen Tagen
ganz besonders an mich denkst
Morgengebet für Kinder
183.
Du warst bei mir heute Nacht,
und nun bin ich froh erwacht.
Du bist auch am Tag bei mir,
guter Gott, ich danke dir.
Morgengebet für Kinder
184.
Jedes Tierlein hat sein Essen,
jedes Blümlein trinkt von dir.
Hast auch uns heut nicht vergessen,
lieber Gott, wir danken dir.
Tischgebet für Kinder
185.
Komm, Herr Jesus, sei unser Gast,
segne uns was du bescheret hast.
Tischgebet
186.
Seligkeiten
die vor inneren Ketten bewahren

Selig,
die über sich selbst lachen können.
Sie werden immer genug Unterhaltung haben.

Selig,
die einen Berg von einem Maulwurfhügel unterscheiden können.
Es wird ihnen eine Menge Ärger erspart bleiben.

Selig,
die fähig sind, sich auszuruhen und zu schlafen, ohne dafür Entschuldigungen zu suchen.
Sie werden weise werden.

Selig,
die schweigen und zuhören können.
Verborgenes wird ihnen offenbar.

Selig die,
die intelligent genug sind,
um sich selbst zu ernst zu nehmen.
Sie werden von ihrer Umgebung geschätzt werden.

Selig die,
die aufmerksam sind für den Anruf der anderen, ohne sich jedoch für unersetzlich zu halten.
Sie werden Freude säen.

Selig seid ihr,
wenn ihr es versteht,
die kleinen Dinge ernst zu nehmen
und die ernsten Dinge ruhig anzusehen.
Ihr werdet im Leben weit kommen.

Selig seid ihr,
wenn ihr fähig seid,
das Verhalten der Anderen immer mit Wohlwollen zu interpretieren,
auch wenn der Anschein dagegen spricht.
Ihr werdet zwar für naiv gehalten werden,
aber das ist der Preis für die Liebe.

Selig,
die nicht alles so eng sehen,
sie werden Weitblick erlangen
und Verständnis aufbringen.

Selig die,
die denken, bevor die handeln,
und beten bevor sie denken.
Sie werden eine Menge Dummheiten vermeiden.

Selig seid ihr,
wenn ihr schweigen und lächeln könnt,
auch wenn man euch das Wort abschneidet,
euch widerspricht oder euch auf die Zehen tritt,
denn das Evangelium fängt an,
euer Herz zu durchdringen.

Selig seid vor allem ihr,
die ihr den Herrn in all denen erkennen könnt, die euch begegnen.
Ihr werdet das wahre Licht
Und die wahre Weisheit besitzen.
Klaus Hemmerle
187.
Lerne von der Muschel
Ein Fremdkörper
dringt in die Muschel ein
und schmerzt.
Harter Sand reibt ihre Weichteile wund.
Sie leidet.
Die Muschel versucht
das Fremde abzuwehren
und scheitert.
Das Sandkorn sitzt fest.
Der Schmerz ist nicht zu beheben.
Da schöpft das Tier aus den Urgründen
der von Gott ihr geschenkten Natur
die Kraft,
das Leid zu verwandeln in einen Triumph.
Aus Pein und Not,
aus dem Saft der Tränen
entsteht in langen Prozessen
inneren Wachstums - die Perle.
Elisabeth S. Lukas
188.
Ich bin berufen
Ich bin berufen,
etwas zu tun oder zu sein,
wofür kein anderer berufen ist.
Ich habe einen Platz in Gottes Ratschluss,
auf Gottes Erden, den kein anderer hat.
Ob ich reich oder arm bin,
verachtet oder geehrt bei den Menschen.
Gott kennt mich
Und ruft mich bei meinem Namen.
Gott hat mich erschaffen,
dass ich ihm auf eine besondere Weise diene.
Er hat ein bestimmtes Werk mir übertragen
und keinem anderen ...
Ich habe meine Mission,
hienieden mag ich sie vielleicht nicht zu erkennen-
In irgendeiner Weise braucht er mich
Zur Ausführung seiner Pläne ...
Nur darf ich nicht fehlen ...
Ich habe also Anteil an dem großen Gotteswerk.
Ich bin ein Ring in der Kette,
ein Faden in dem Band,
das Menschen miteinander verbindet …
Kardinal J. H. Newman
189.
O Gott, du hast in dieser Nacht
so väterlich für mich gewacht;
ich lob und preise dich dafür
und dank’ für alles Gute dir.
Bewahre mich auch diesen Tag
vor Sünde, Tod und jeder Plag’;
und was ich denke, red’ und tu’,
das segne, bester Vater, du!
Beschütze auch, ich bitte dich,
o heil’ger Engel Gottes, mich!
Maria, bitt an Gottes Thron
für mich bei Jesus, deinem Sohn,
der hochgelobt sei allezeit
von nun an bis in Ewigkeit!
Amen.
Morgengebet für Kinder
190.
Bevor ich mich zur Ruh’ begeb’,
zur dir, o Gott, mein Herz ich heb’,
und sage Dank für jede Gab’,
die ich von dir empfangen hab’;
und hab ich heut’ missfallen dir,
so bitt’ ich dich, verzeih es mir!
Dann schließ ich froh die Augen zu,
es wacht ein Engel, wenn ich ruh’.
Maria, liebste Mutter mein,
o lass mich dir empfohlen sein.
Dein Kreuz, o Jesus, schütze mich
vor allem Bösen gnädiglich.
In deine Wunden schließ mich ein,
dann schlaf’ ich sicher, keusch und rein.
Amen.
Abendgebet für Kinder
191.
O Gott, von dem wir alles haben,
wir preisen dich für deine Gaben.
Du speisest uns, weil du uns liebst;
o segne auch, was du uns gibst.
Amen.
Tischgebet
192.
Dir sei, o Gott, für Speis’ und Trank,
für alles Gute Lob und Dank!
Du gabst, du willst auch immer geben;
dich preise unser ganzes Leben.
Amen.
Tischgebet
193.
Komm Schöpfergeist
Komm Schöpfergeist

Komm, Schöpfer, Geist, kehr bei uns ein,
Besuch das Herz der Kinder Dein!
Erfüll’ uns all mir Deiner Gnad’,
Die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt,
Vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
Du Lebensstrom, Licht, Lieb’ und Glut,
Der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert,
O Finger Gottes, der uns führt.
Geschenk vom Vater zugesagt,
Du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gadenlicht,
Gieß Lieb’ ins Herz, die ihm gebricht.
Stärk’ unsres Leibs Gebrechlichkeit
Mit deiner Kraft zu jeder Zeit!

Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
In deinem Frieden uns erhalt;
Dass wir geführt von deinem Licht,
In Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib dass durch dich den Vater wir
Und auch den Sohn erkennen hier,
Und dass als Geist von beiden Dich
Wir allzeit glauben festiglich.

Lob sie dem Vater auf dem Thron
Und Seinem auferstandenen Sohn,
Dem Heiligen Geist auch allezeit,
Von nun an bis in Ewigkeit.
Amen.
Pfingsthymnus des heiligen Rhabanus Maurus
194.
"Leid" und "Trost"
Fragst du oft in bangen Stunden:
Warum ist mir das gescheh'n?
Warum muss ich diese Pfade,
die so rauh an Dornen, geh'n?
Arme Seele, dann erwähle
dir ein Plätzchen am Altar!
Dorthin trage deine Frage,
leg sie Jesu Herzen dar!

Und du wirst die Antwort hören:
Weil mein Herz so sehr dich liebt,
darum Teil an seinen Schmerzen
dir in reichem Maß es gibt.
Nur aus Liebe mach' ich trübe
dir die Erde, nur aus Huld
schenk' ich Leiden dir statt Freuden,
aber Kraft auch und Geduld.

Sag' mir, wann die größte Liebe
wohl ein Mutterherz durchglüht?
Ist's nicht dort, wo sie am Bettlein
ihres kranken Kindes kniet?
Seine Schmerzen fühlt im Herzen
doppelt sie und dreifach dann.
Ja, sie weichet nicht, und reichet
Hilf' und Trost ihm, wo sie kann.

So, du liebe Menschenseele,
so umfasst auch dich mein Herz,
jetzt mit wunderbarer Liebe,
teilt und heilt all denen Schmerz.
In gesunden Glücksstunden
war ich nie so nahe dir;
doch verborgen in den Sorgen
und im Kreuz - jetzt steh' ich hier.

Willst du mir die Tür nicht öffnen?
Willst du mich nicht lassen ein?
Meine Haare sind voll Nachttau,
und mein Herz fühlt sich allein.
Liebe Seele, du erwähle
doch das Kreuz aus meiner Hand,
das ich heute dir bereite
und dir biet' als Unterpfand!

Sieh' so klingt es süß und leise
vom Altare in das Herz,
welches, dort sich auszuweinen,
kam in Liebe und in Schmerz.
Traurig kam es, freudig nahm es
Trost und Frieden mit sich fort,
und im Herzen fühlt's die Schmerzen
kaum noch ob so süßem Wort.

O du Herz, voll Leid und Liebe,
wunderbares Herz des Herrn!
Wer von Deiner Lieb' entzündet,
trägt das Kreuz getrost und gern.
Alle Klagen, alle Fragen,
sie verstummen am Altar.
Du, das eine, ewig reine
Licht des Lebens, macht sie klar.

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O Jesu treu, sieh an die Reu',
die ich aus Lieb' zu Dir erneu',
jetzt und zu jeder Stunde!
Ein Zufluchtsort sei mir hinfort
Dein heiliges Herz, vom Speer durchbohrt;
dann werd' ich bald gesunden.
195.
Liebesanmutung
Seele, sieh,' wenn Gott dich liebt,
pflegt er dir ein Kreuz zu schenken;
und wenn seine Hand dir's gibt,
scheinst du nie an Dank zu denken.
Armes Herz, du weinst im Schmerz?
Solltest lieber jubilieren;
will doch Gott durch Kreuz und Not,
seine Herzenskinder führen.

Wer auf Erden Kreuzweg geht,
wird im Himmel Kronen tragen;
nur wer treu den Kampf besteht,
kann mit Recht von Siegen sagen.
Seele, sieh', vergiß das nie,
und du wirst das Kreuz begrüßen
wie ein Pfand aus Vaterhand,
dir den Himmel aufzuschließen!
Dr. Vierbach, Generalvikar
196.
Die Litanei der Demut
O Jesus, sanft und demütig von Herzen, erhöre mich.
Vom Wunsche, geachtet zu werden, befreie mich, o Jesus
Vom Wunsche, geliebt zu werden
Vom Wunsche, gepriesen zu werden
Vom Wunsche, geehrt zu werden
Vom Wunsche, gelobt zu werden
Vom Wunsche, anderen vorgezogen zu werden
Vom Wunsche, um Rat gefragt zu werden
Vom Wunsche, gebilligt zu werden
Von der Furcht, verdemütigt zu werden
Von der Furcht, verachtet zu werden
Von der Furcht, zurückgewiesen zu werden
Von der Furcht, verleumdet zu werden
Von der Furcht, vergessen zu werden
Von der Furcht, lächerlich gemacht zu werden
Von der Furcht vor Ungerechtigkeiten
Von der Furcht, in falschen Verdacht zu kommen
Dass andere mehr als ich geachtet werden -
Jesus, gib mir die Gnade, das zu wünschen!
Dass andere mehr als ich geliebt werden
Dass andere im Ansehen der Welt wachsen
Dass andere Verwendung finden,
ich aber zur Seite gestellt werde
Dass andere geliebt, ich aber vernachlässigt werde
Dass mir andere in allen Dingen vorgezogen werden
Dass andere heiliger als ich werden können,
vorausgesetzt, dass ich im Rahmen der
Möglichkeit heilig werde
Jesus, gib mir die Gnade, das zu wünschen! Amen.
die Kardinal Merry de Val jeden Morgen betete
197.
Herzensbitte an Jesus
Was ich versprochen,
o Jesus, das hab' ich gebrochen
verzeih es mir!

Was ich begonnen,
ist elend zerronnen -
ich klag' es Dir!

Das, was verschwunden,
verlorene Stunden -
vergib es mir!

Was mir geblieben,
ist einzig Dein Lieben -
ich dank' es Dir!

An mir verzagen,
in Dir alles wagen -
so spricht's in mir!

Neues Gelingen
und Kraft zum Vollbringen -
kommt nur von Dir!

Drum bis ans Ende
aus Gnade vollende -
Dein Werk in mir!

Bis ich Dich droben
darf ewig loben
und danken Dir! - Amen
Fahne Mariens
198.
Des Herren Wille geschehe
Herr, wie Du willst, soll mir gescheh'n,
und wie Du willst, so will ich geh'n,
hilf Deinen Willen nur versteh'n!

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit
heut und in alle Ewigkeit.

Herr, was Du willst das nehm' ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn;
genug, dass ich Dein Eigen bin.

Herr, weil Du's willst, drum ist es gut,
und weil Du's willst, drum hab ich Mut,
mein Herz in Deinen Händen ruht.
Lieblingsgebet von Pater Rupert Mayer SJ
199.
Nie kann, o Herr, ich danken Dir genug
Nie kann, o Herr, ich danken Dir genug,
Es soll Dir danken jeder Atemzug,
Es soll Dir danken jeder Herzensschlag
Bis zum letzten Schlag am letzten Tag.
Es soll Dir danken jeglicher Gedanke:
Nichts will ich denken als: "Ich danke, danke!"
200.
Still, meine Seele,
Nur keine Klage!
Sag: "Ja, mein Vater!"
Und trage und trage!
Gelegt sei alles in Gottes Hände
Bis ans Ende!
P. Koch
201.
Du weißt den Weg
Weiß ich den Weg auch nicht,
Du weißt ihn wohl.
Das macht die Seele still
und friedenvoll.
Ist's doch umsonst,
dass ich mich sorgend müh',
Dass ängstlich schlägt mein Herz,
sei's spät, sei's früh -
Du weißt den Weg ja doch!

Du weißt die Zeit -
Dein Plan liegt fertig stets und ist bereit
Ich preise Dich für Deiner Güte Macht.
Ich preis' die Gnade, die mir Heil gebracht.
Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht,
Und Du gebietest ihm, kommst nie zu spät.

Drum wart' ich still.
Dein Wort ist ohne Trug.
Du weißt ja Weg und Zeit für mich -
Das ist genug!
Die diese Worte sang, wurde zu Riga am 22.5.1919 von den Russen erschossen
202.
So nimm den meine Hände
So nimm denn meine Hände und führe mich
Bis an mein selig Ende und ewiglich!
Ich kann allein nicht gehen, nicht einen Schritt;
Wo Du wirst geh'n und stehen, da nimm mich mit!

O hüll' in Dein Erbarmen mein armes Herz -
Und mach' es gänzlich stille in Freud und Schmerz!
Lass ruh'n zu Deinen Füßen Dein schwaches Kind!
Es will die Augen schließen und glauben blind.

Wenn ich auch gar nichts fühle von Deiner Macht,
Du führst mich doch zum Ziele - auch durch die Nacht!
So nimm denn meine Hände und führe mich
Bis an mein selig Ende und ewiglich!
203.
Dein Alltags-Kreuz
Gottes ewige Weisheit hat dir dein Kreuz gegeben als Sein kostbarstes Geschenk. Bevor Er dir dieses Kreuz schickte, hat Er es gemustert mit Seinem allwissenden Auge. Er hat es durchdacht mit Seinem göttlichen Verstand. Er hat es geprüft mit Seiner weisen Gerechtigkeit, durchwärmt mit liebendem Erbarmen. Er hat dein Kreuz gewogen mit Seinen beiden Händen, ob es nicht einen Millimeter zu groß, ein Milligramm zu schwer sei. Dann hat Er es noch gesegnet mit seinem heiligen Namen, gesalbt mit Seiner Gnade, durchlaucht mit Seinem Troste. So kommt dein Kreuz aus dem Himmel als ein Gruß des gütigen Vaters.
Hl. Franz von Sales
204.
Schönster Herr Jesus
Schönster Herr Jesus, Schöpfer aller Dinge,
Gottes und Mariä Sohn!
Ich will Dich lieben, ich will Dich ehren,
meiner Seele Freud und Wonn.

Alle die Schönheit Himmels und der Erden
ist gefasst in Dir allein;
keiner soll immer lieber mir werden,
als Du, liebster Jesu mein.

Schön ist das Mondlicht, schöner ist die Sonne,
schön der Sterne große Zahl,
Jesus ist feiner, Jesus ist reiner
als die Engel allzumal.

Schön sind die Blumen, schöner sind die Menschen
in der frischen Jugendzeit;
sie müssen sterben, müssen verderben,
Jesus bleibt in Ewigkeit.
Münster 1677
205.
Welches ist das schönste Gebet?
Das schönste Gebet, das wir verrichten können, ist zu Gott zu sprechen: "Wie Du weißt und willst, o Herr, so tu mit mir!" Oder kurz: "Ja, Vater!"
Hl. Philipp Neri
206.
Atme in mir, Du Heiliger Geist!
Dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, Du heiliger Geist!
Dass ich Heiliges tue.
Locke mich, Du Heiliger Geist!
Dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, Du Heiliger Geist!
Dass ich Heiliges behüte.
Hüte mich, Du Heiliger Geist!
Dass ich es nimmermehr verliere.
Hl. Augustinus
207.
Ich hülle dich in Liebe ein,
die du noch nie gekannt.
Vertrau, ich lass dich nie allein,
komm, reich mir deine Hand
und halte sie fest und glaub an mich,
was immer auch geschieht.
Dann singt dein Herz mein ewig' Lied:
Mein Kind, ich liebe dich.
208.
Segenswunsch
Der allgütige Gott erfülle dich mit seiner Gnade und Kraft,
auf dass du mit Gelassenheit ertragen kannst,
was er dir schickt;
auf dass du lernst zu entbehren, ohne dadurch hart zu werden;
auf dass du fähig wirst zu leiden, ohne daran zu zerbrechen;
auf das du Niederlagen hinnehmen kannst, ohne daran zugrunde zu gehen;
auf dass du schuldig werden kannst, ohne deine Selbstachtung zu verlieren;
auf das du auch lernst, mit unerklärbaren Dingen zu leben, ohne Deine Hoffnung aufzugeben.

Er erfülle dich mit Mut und stärke dich mit Zuversicht, auf dass du deinen Weg findest und ihn auch gehen kannst.

Er erfülle dich mit Geduld, Liebe und Güte, Demut und Barmherzigkeit, auf dass du fähig wirst, mit deinen und den Fehlern anderer zu leben, ohne dich selbst in Frage zu stellen; Dich und andere anzunehmen als ein Geschöpf, das von Gott geliebt wird.

So segne er dich, der Herr, dein Gott, und bleibe alle Zeit um dich herum. Er gebe dir ein fröhlich Herz und schenke dir Frieden und Heil.
Heinz Pagels
209.
Teilt das Brot mit den anderen,
es schmeckt doch nur gebrochen gut.
Teilt das Brot mit den anderen,
geteiltes Brot macht vielen Mut.

Teilt das Wort mit den anderen,
es ist zu reich für euch allein.
Teilt das Wort mit den anderen,
es soll zum Heil für alle sein.

Teilt das Leid mit den anderen,
es ist doch eurer Brüder Not,
Teilt das Leid mit den anderen,
die Liebe ist des Herrn Gebot.

Teilt das Licht mit den anderen,
dass es die Finsternis vertreibt.
Teilt das Licht mit den anderen,
dass keiner mehr im Dunkel bleibt.
Johannes Hausen